Die Tarifrunde 2012 führte lohnpolitisch zu positiven Ergebnissen. Nach 2011 gelang es den Gewerkschaften erneut, höhere Tarifabschlüsse durchzusetzen. Angesichts der verhaltenen Entwicklung der Verbraucherpreise resultierte daraus ein realer Anstieg der Tarifverdienste um 0,7 %. Auch bei qualitativen Tarifthemen gab es Fortschritte: Der Lohnabstand der Leiharbeitsbeschäftigten zu den Stammbeschäftigten konnte in einigen Branchen verringert und die Bedingungen für die Übernahme der Ausgebildeten verbessert werden. Die aktuelle Tarifrunde 2013 steht unter unsicheren wirtschaftlichen Vorzeichen.
In der chemischen Industrie fand nach dem öffentlichen Dienst und der Metallindustrie die dritte große Tarifrunde des ersten Halbjahres statt. Mit einer Tarifanhebung von 4,5 % erzielte die IG BCE die höchste Abschlussrate der laufenden Tarifrunde, allerdings fällt auch die Laufzeit von insgesamt 19 Monaten deutlich länger aus als beispielsweise in der Metallindustrie, wo 4,3 % bei einer Laufzeit von nur 13 Monaten vereinbart wurden. Große Aufmerksamkeit fanden auch die Vereinbarungen zur Weiterentwicklung des Tarifvertrages "Lebensarbeitszeit und Demografie".
Die Metall- und Elektroindustrie bestimmte dieses Jahr maßgeblich das Tarifgeschehen in der privaten Wirtschaft. Der Tarifabschluss vom Februar 2010 lief Ende März 2012 aus. Die IG Metall wollte die Tarifrunde 2012 neben der Lohnfrage auch für zwei qualitative Themen nutzen: Die Regulierung der Leiharbeit und die Übernahme der Ausgebildeten. Zu beiden Themen hatte die Gewerkschaft bereits vor einiger Zeit Kampagnen gestartet, die auf betrieblicher, tarifpolitischer und gesellschaftspolitischer Ebene die Forderungen der IG Metall bekannt machen und verankern sollten.
Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes(1) bemühen sich seit Jahren darum, den vor allem seit 2005 entstandenen Rückstand gegenüber der durchschnittlichen Tarifentwicklung in den anderen Wirtschaftsbereichen wieder wettzumachen. Dies gelingt in unterschiedlichem Maße und gestaltet sich wegen der problematischen Lage der öffentlichen Finanzen, namentlich im Bereich der Gemeinden, als sehr schwierig.
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