Zwei politische Themen dominierten das Tarifjahr 2014: Die Einführung des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns und die geplante gesetzliche Regelung zur Tarifeinheit. Sie beeinflussten auch die praktische Tarifpolitik, etwa in den Niedriglohnbranchen und bei der Deutschen Bahn AG. Ansonsten setzte die Tarifrunde 2014 die positive Entwicklung des Vorjahres fort. In vielen Branchen und Tarifbereichen wurden Tariferhöhungen von über 3 Prozent durchgesetzt. Die jahresbezogene Tarifsteigerung führte wegen der sehr niedrigen Inflationsrate zu einem realen Anstieg der Tarifentgelte um rund 2 Prozent. Die aktuelle Tarifrunde 2015 steht unter leicht verbesserten wirtschaftlichen Vorzeichen.
Seit mit der Föderalismusreform von 2006 die Gesetzgebungskompetenz u. a. für das Besoldungsrecht für Landes- und Kommunalbeamte auf die Bundesländer übergegangen ist, zeichnet sich ein dauerhaftes Abweisen vom ursprünglichen Grundsatz "Besoldung folgt Tarif" ab. So stellt der DGB in seinem im März 2014 vorgestellten Besoldungsreport fest, dass die Beamtenbesoldung in einzelnen Besoldungsgruppen um mehr als 18 % auseinander liegt.
Den Tarifparteien der chemischen Industrie, der IG BCE und dem Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) geht der Ruf voraus, ihre Tarifrunden in der Regel rasch und geräuschlos abzuwickeln. Damit unterscheiden sie sich z. B. von der Metallindustrie, wo in nahezu jeder Tarifrunde erst mehr oder minder umfangreiche Warnstreiks den Weg zu einer Tarifeinigung ebnen. Es gibt einen weiteren Unterschied: Seit einigen Jahren setzen sich die Tarifparteien dieser Branche vom allgemeinen Trend zu den länger laufenden Tarifabschlüssen ab. Sie verhandelten seit 2010 jedes Jahr einen neuen Entgelttarifvertrag, während im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt die Laufzeit der Tarifabkommen im vergangenen Jahrzehnt knapp zwei Jahre betrug.
Die Tarifrunde 2014 bei der Deutschen Bahn AG verlief besonders konfliktreich und war zum Jahresende auch noch nicht abgeschlossen. Ursache dafür waren die besonderen (tarif)-politischen Rahmenbedingungen in diesem Tarifbereich. Seit über zehn Jahren streiten zwei Gewerkschaften bei der Deutschen Bahn um Einfluss und Zuständigkeiten. Anders als in anderen Wirtschaftszweigen gibt es keine funktionierende Tarifkooperation, sondern lediglich einen seit 2008 befristet festgeschriebenen „Waffenstillstand“, der die Tarifkonkurrenz zwischen den beiden Gewerkschaften EVG (bis 2010: Transnet/GDBA) und GDL aber nicht befriedet hat.
In diesem Jahr fanden teilweise zeitlich parallel die Tarifrunden in der Druckindustrie und für die Redakteur/innen an Tagezeitungen statt. In der Druckindustrie ging es um eine normale Lohn- und Gehaltsrunde zur Neuverhandlung der Ende 2013 auslaufenden Tarifverträge. Hier erreichten die Tarifparteien in vier Monaten und fünf Verhandlungsrunden einen Abschluss. Bei den Tageszeitungen wurde dagegen bereits seit Mitte 2013 ein Tarifkonflikt um einen neuen Gehaltstarifvertrag ausgetragen, der sich durch die Kündigung des Manteltarifvertrages durch die Verleger noch verschärfte. Erst nach mehr als neun Monaten und 11 Verhandlungsrunden gelang eine Einigung. Über Wochen hinweg gab es teilweise gemeinsame Streikaktionen der Beschäftigten beider Branchen.
Seit langem wird im öffentlichen Dienst getrennt und zeitlich jeweils um ein Jahr versetzt in zwei Tarifbereichen verhandelt: Zum einen im Bereich der Länder, dort hat es den letzten Abschluss im März 2013 gegeben, der bei einer Laufzeit von 24 Monaten eine Erhöhung um 2,65 % zu Beginn des Jahres 2013 und eine Stufenanhebung um weitere 2,95 % zu Beginn dieses Jahres vorsah. Zum anderen für den Bereich Bund und Gemeinden.(1) Hier liefen die Verträge Ende Februar dieses Jahres aus.
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