Im Jahr 2 nach Ausbruch der Weltwirtschaftskrise machen sich die Spuren der ökonomischen Entwicklung unübersehbar auch in der Tarifpolitik bemerkbar. Nachdem bereits im vergangenen Jahr die Tarifabschlüsse erkennbar niedriger ausfielen als noch im Jahr zuvor, sind die Tarifsteigerungen der diesjährigen Abschlüsse unter dem Druck der anhaltenden Krise noch einmal kräftig zurückgegangen.
Die Tarifrunde in der chemischen Industrie folgte in weiten Teilen dem Muster der vergangenen Jahre und wurde zugleich von der vorlaufenden Metalltarifrunde beeinflusst.
Die IG Metall befand sich vor Beginn der Stahl-Tarifrunde in einer vergleichsweise komfortablen Lage: Die guten Nachrichten über die wieder anspringende Konjunktur in Deutschland hatten sich im ersten Halbjahr 2010 deutlich verstärkt. Außerdem gehörte die Eisen- und Stahlindustrie zu den Branchen, die am frühesten und stärksten von der wieder anziehenden Weltkonjunktur profitierten und insofern wirtschaftlich besonders gut dastanden. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2010 stieg die Stahlproduktion im Vergleich zum Vorjahr um fast 68 %, die Produktivität um über 52 %, in der Folge gingen die Lohnstückkosten um mehr als ein Drittel zurück. Damit konnten die Krisenfolgen zu einem erheblichen Teil wieder wettgemacht werden.
Die tarifpolitische Entwicklung des Jahres 2010 im Bereich der Leih-/Zeitarbeit stellte sich folgendermaßen dar: Im Frühjahr 2010 vereinbarte die DGB-Tarifgemeinschaft Zeitarbeit mit dem Bundesverband Zeitarbeit (BZA) und dem Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) Tarifverträge mit einer Laufzeit bis Ende Oktober 2013, die eine schrittweise Anhebung der untersten Entgeltgruppen auf 8,19 € in Westdeutschland und 7,50 € in Ostdeutschland vorsehen. Für die übrigen Entgeltgruppen wurden unterschiedliche prozentuale Erhöhungen vereinbart. Die untersten Entgeltgruppen wurden als Mindestlohn festgeschrieben, der auf Basis des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes für die gesamte Branche allgemeinverbindlich erklärt werden soll.
Die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie zeichnete sich durch mehrere Besonderheiten aus: Die übliche Forderungsdiskussion in den Betrieben und Tarifkommissionen fand diesmal nicht statt.
Im öffentlichen Dienst finden die Tarifrunden für die Länder einerseits bzw. Bund und Gemeinden andererseits seit einigen Jahren immer im Wechsel statt - als Folge der getrennten Abschlüsse des TVöD für Bund und Gemeinden im Jahr 2005 und des TVL für die Länder im Jahr 2006 und ihrer jeweiligen Laufzeiten. Im vergangenen Jahr hatte es einen Abschluss für die Länder mit einer Laufzeit bis Ende 2010 gegeben.
Bleiben Sie informiert: Neueste Forschungsergebnisse und Infos zu den Themen Mitbestimmung, Arbeit, Soziales, Wirtschaft. Unsere Newsletter können Sie jederzeit abbestellen.
Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.