WSI GenderDatenPortal: Bildung: Höchster beruflicher Abschluss der 15- bis unter 65-Jährigen 1991-2021
Grafiken, Analysen, Tabellen (pdf)
Bezüglich der höchsten beruflichen Qualifikation lassen sich im Jahr 2021 zwischen Frauen und Männern im Erwerbsalter zwischen 15 und unter 65 Jahren in Deutschland kaum noch Unterschiede feststellen (vgl. Grafik 1):
- Knapp die Hälfte der Frauen und Männer (44 bzw. 45 Prozent) hat eine berufliche Lehre abgeschlossen. Unter Frauen wie Männern stellt die duale Ausbildung (immer noch) das am häufigsten erreichte berufliche Qualifikationsniveau dar.
- Bei den akademischen Abschlüssen liegen Frauen und Männer ebenfalls gleichauf: Jeweils knapp ein Viertel hat einen Hochschulabschluss (23 bzw. 24 Prozent).
- Auch beim Anteil der Personen ohne beruflichen Abschluss finden sich fast keine geschlechterbezogenen Unterschiede: Ein Fünftel der Frauen und Männer (20 Prozent) haben keine Ausbildung abgeschlossen.
- Am seltensten ist sowohl unter Frauen als auch unter Männern ein Fachschulabschluss. 12 Prozent der Frauen und 11 Prozent der Männer verfügen über diese berufliche Qualifikation.
Im West-Ost-Vergleich sind beim höchsten beruflichen Abschluss jedoch noch deutliche regionale Unterschiede festzustellen. In Ostdeutschland sind die geschlechterbezogenen Unterschiede etwas ausgeprägter als in Westdeutschland:
- In Ostdeutschland haben deutlich mehr Menschen eine berufliche Lehre abgeschlossen als in Westdeutschland. Dies trifft insbesondere auf die Männer zu: 57 Prozent der Männer in Ostdeutschland (und 50 Prozent der Frauen) haben eine duale Ausbildung beendet. In Westdeutschland trifft dies auf weniger, aber gleich viel Frauen und Männer (43 Prozent bzw. 42 Prozent).
- Akademische Abschlüsse sind in Ostdeutschland etwas seltener als in Westdeutschland, zudem haben hier die Frauen etwas häufiger einen akademischen Abschluss (22 Prozent zu 20 Prozent). In Westdeutschland verfügen jeweils 24 Prozent der Frauen und Männer über einen akademischen Abschluss.
- Sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland verfügt jeder neunte Mann über einen Fachschulabschluss (11 Prozent). Für Frauen in Ostdeutschland ist dieser Abschluss jedoch von größerer Bedeutung: Rund 18 Prozent der Frauen in Ostdeutschland haben einen Fachschulabschluss, gegenüber 11 Prozent der Frauen in Westdeutschland.
- In Westdeutschland haben – unabhängig vom Geschlecht – fast doppelt so viele Personen keinen beruflichen Abschluss. Die betrifft ein Fünftel der Frauen und Männer in Westdeutschland (20 Prozent), aber nur 10 Prozent der Frauen bzw. 12 Prozent der Männer in Ostdeutschland.
Die dargestellten Differenzen zwischen Frauen und Männern sind überwiegend auf stärker ausgeprägte Bildungsunterschiede in der älteren Generation zurückzuführen – dies gilt sowohl für West- wie auch für Ostdeutschland. Stellt man jedoch gezielt das berufliche Qualifikationsniveau der 30- bis 39-jährigen Frauen und Männer in Deutschland im Zeitvergleich gegenüber, so wird der Zuwachs an beruflichen Qualifikationen über den Beobachtungszeitraum hinweg klar erkennbar (vgl. Grafik 2). Dieser Qualifikationsanstieg zwischen 1991 und 2021, mit einem starken Anstieg an akademischen Abschlüssen, ist für Frauen noch deutlich stärker ausgeprägt als für Männer.
Frauen im mittleren Lebensalter zwischen 30 und 39 Jahren schneiden im Jahr 2021 beim beruflichen Qualifikationsniveau im Vergleich zu Männern besser ab:
- Beim Akademiker*innen-Anteil in dieser Altersgruppe liegen die Frauen 3 Prozentpunkte vor den Männern (33 gegenüber 30 Prozent).
- Auch einen Fachschulabschluss weisen Frauen im mittleren Alter etwas häufiger auf als Männer (12 gegenüber 11 Prozent).
- Der nach wie vor wichtigste berufliche Abschluss im mittleren Alter ist bei beiden Geschlechtern die betriebliche Berufsausbildung. Dies gilt 2021 für 37 Prozent der Frauen und 39 Prozent der Männer zwischen 30 und 39 Jahren. Für beide Geschlechter – und für Frauen noch etwas stärker – zeichnet sich jedoch eine abnehmende Bedeutung der dualen Ausbildung seit 2010 ab. (1)
- Beim Anteil der Personen ohne Ausbildungsabschluss zeigt sich 2021 ebenfalls ein geschlechtsbezogener Abstand: Von den Männern zwischen 30 und 39 Jahren weisen 20 Prozent keinen beruflichen Ausbildungsabschluss auf, bei den Frauen 18 Prozent. Der Anteil der Ausbildungslosen stieg in den letzten Jahren wieder an – für Männer etwas deutlicher als für Frauen. (2) (3)
Fazit: Junge Frauen schneiden inzwischen nicht nur bei den schulischen Abschlüssen besser ab als gleichaltrige Männer, sondern auch beim beruflichen Qualifikationsniveau. (4) Frauen erreichen immer häufiger einen Hochschul- oder Fachschulabschluss – dieser Trend setzt sich auch für das Jahr 2021 fort. Doch auch wenn Frauen heute häufiger einen Hochschulabschluss erreichen als Männer, zeigt eine differenzierte Betrachtung, dass der Frauenanteil mit Höhe des akademischen Abschlusses abnimmt. Sie erreichen seltener eine Promotion oder Habilitation und werden deutlich seltener als Männer auf Professor*innen-Positionen berufen. (5) Ein Grund dafür sind prekäre und befristete Arbeitsverhältnisse im Wissenschaftsbereich, die mit Familiengründung und Sorge-Arbeit nur schwer vereinbar sind. Frauen übernehmen in Deutschland weiterhin häufiger und umfangreicher Sorge-Arbeit als Männer, was ihren Fortschritt auf der akademischen Karriereleiter hemmt. (6)
Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.
Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Maike Wittmann
Literatur
Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Berufsbildungsbericht 2022, letzter Zugriff: 21.08.2023.
Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Wittmann, Maike (2022): Höchster Schulabschluss 1991–2020. In: WSI GenderDatenPortal.
Hochgürtel, Tim/Weinmann, Julia (2020): Haushalte in der Berichterstattung des Mikrozensus ab 2020. WISTA 3/2020, letzter Zugriff: 21.08.2023.
Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Wittmann, Maike (2023): Frauen- und Männeranteil an dualer Ausbildung nach Berufsbereichen 2021. In: WSI GenderDatenPortal.
Statistisches Bundesamt (2022): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 21.08.2023.
Statistisches Bundesamt (2020): Bildungsstand der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus 2019, letzter Zugriff: 21.08.2023.
Statistisches Bundesamt (2019): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2018, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 21.08.2023.
Zucco, Aline (2022): Frauen in der akademischen Laufbahn. WSI-Blog Work in Progress am 14.04.2022, letzter Zugriff: 21.08.2023.
(1) Bei den Ausbildungseinsteiger*innen zeichnet sich dieser Trend fort: Im Jahr 2021 stellten Frauen nur gut ein Drittel aller Auszubildenden im dualen System. Frauen und Männer verteilen sich innerhalb des dualen Ausbildungssystems zudem sehr ungleich auf verschiedene Berufsbereiche. Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Wittmann, Maike (2023): Frauen- und Männeranteil an dualer Ausbildung nach Berufsbereichen 2021. In: WSI GenderDatenPortal.
(2) Der Berufsbildungsbericht (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2022, S.83) verweist darauf, dass junge Erwachsene (20 bis 34 Jahre) dann besonders gefährdet sind, ohne berufliche Abschluss zu bleiben, wenn sie zuvor auch schon keinen Schulabschluss gemacht haben: Im Jahr 2020 weisen 64 Prozent von ihnen dann auch keinen beruflichen Abschluss auf. Außerdem bleiben Migrant*innen mit eigener Migrationsgeschichte im Jahr 2020 auffallend häufig ohne beruflichen Abschluss (35 Prozent). Selbst bei Personen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, verfügen 18 Prozent im jungen Erwachsenenalter über keinen beruflichen Abschluss (zum Vergleich: bei deutschen Personen ohne Migrationshintergrund beträgt der Anteil 9 Prozent).
(3) Der Anstieg an Ausbildungslosen geht Hand in Hand mit einem Bedeutungsrückgang der dualen Ausbildung. Die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge sowie die Ausbildungsbereitschaft von Betrieben sinken seit Jahren. Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung (2022): Berufsbildungsbericht 2022, S. 29, 68f.
(4) Vgl. Dietmar/Pfahl, Svenja/Wittmann, Maike (2022): Höchster Schulabschluss 1991–2020. In: WSI GenderDatenPortal.
(5) Vgl. Zucco, Aline (2022): Frauen in der akademischen Laufbahn. WSI-Blog Work in Progress.
(6) Vgl. a. a. O.