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Yvonne Lott, 18.10.2024: Die 4-Tage-Woche wirkt!

Eine neue Studie belegt die Verbesserung der physischen Gesundheit und des mentalen Wohlbefindens der Beschäftigten. Auch die Unternehmen profitieren: Die Produktivität blieb stabil, Rekrutierung und Bindung von Mitarbeitenden wurden optimiert.

Die ersten Ergebnisse der deutschen 4-Tage-Pilotstudie „The 4-Day-Week in Germany“ von der Universität Münster und Intraprenör liegen vor und zeigen: Die 4-Tage-Woche wirkt sich sowohl für die Beschäftigten als auch für die Unternehmen positiv aus.

An der deutschen Pilotstudie beteiligten sich 41 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen – vom Dienstleistungssektor bis hin zur Produktion. Die Mehrheit der teilnehmenden Betriebe waren kleine (10 bis 49 Beschäftigte) und mittelgroße Unternehmen (50 bis 249 Beschäftigte). 34 Prozent der Unternehmen reduzierten die Arbeitszeit um 20 Prozent, 20 Prozent verkürzten sie um 11 bis 19 Prozent, und 46 Prozent verringerten die Arbeitszeit um weniger als 10 Prozent. Die Löhne blieben unverändert.

Ähnlich wie in vergleichbaren Studien etwa in den USA (Schor et al. 2022) gezeigt, führt die 4-Tage-Woche zu einer spürbaren Verbesserung der physischen Gesundheit und des mentalen Wohlbefindens der Mitarbeitenden. Die Beschäftigten schlafen länger, bewegen sich mehr und sind insgesamt zufriedener. Auch für die Unternehmen zeigen sich Vorteile: Trotz verkürzter Arbeitszeit blieb die Produktivität stabil, was die Autor*innen der Studie als Produktivitätsgewinn werten. Zudem konnten sowohl die Rekrutierung als auch die Bindung von Mitarbeitenden optimiert werden.

Angesichts der Tatsache, dass nur etwas mehr als ein Drittel der beteiligten Unternehmen die Arbeitszeit um 20 Prozent reduziert haben, sind diese Ergebnisse umso beeindruckender. Sie lassen vermuten, dass die positiven Auswirkungen einer 4-Tage-Woche noch deutlicher ausfallen könnten, wenn alle Betriebe die Arbeitszeit tatsächlich um 20 Prozent verkürzen würden.

Die Pilotstudie in Deutschland sollte Unternehmen ermutigen, dem Beispiel der 4-Tage-Woche zu folgen – idealerweise mit einer Reduzierung der Arbeitszeit um 20 Prozent. Das entspricht dem, was sich 81 Prozent der Beschäftigten in Deutschland wünschen, wie das WSI mit Daten der Erwerbspersonenbefragung gezeigt hat (Lott/Windscheid 2023).

Auch die Politik sollte sich endlich davon überzeugen lassen, Pläne zur Verlängerung der Wochenarbeitszeit und Abweichungen vom 8-Stunden-Tag endgültig aufzugeben. Die empirischen Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Zukunft der Arbeit in einer Verkürzung und nicht in einer Verlängerung der Arbeitszeit liegt. Damit ist die Wachstumsinitiative der Bunderegierung nicht nur nicht zeitgemäß, sondern auch nicht zukunftsweisend (Lott 2024).
 

ZUM WEITERLESEN

Backmann, J./Hoch, F./Hüby, J./Platz, M./Sinnemann, M.F. (2024): The 4-Day-Week in Germany: First Results of Germany's Trial on Work Time Reduction. Intraprenör, Berlin, GER.

Lott, Y./Windscheid, E. (2023): 4-Tage-Woche. Vorteile für Beschäftigte und betriebliche Voraussetzungen für verkürzte Arbeitszeiten. WSI Policy Brief Nr. 79, Mai 2023

Lott, Y. (2024): Wachstumsinitiative: Risko für Gesundheit, Gleichstellung und sozialen Zusammenhalt. WSI-Kommentar Nr. 2, August 2024

 

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Autorin

Dr. Yvonne Lott ist Leiterin des Referats Geschlechterforschung am WSI. Sie forscht zu den Themen Arbeitszeit, flexibles Arbeiten, Work-Life Balance und soziale Ungleichheit.

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