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Tarifarchiv - Analysen Tarifarchiv

Tarifrunde 2009: Eisen- und Stahlindustrie

Im Jahr 2008 konnte die IG Metall mit dem Tarifabschluss in der Stahlindustrie vom Februar und der darin enthaltenen Tarifsteigerung von 5,2 % die Taktzahl für die gesamte Tarifrunde 2008 vorgeben. Hintergrund war der lang anhaltende, außerordentliche Stahlboom, der zum damaligen Zeitpunkt noch ungebrochen schien und der IG Metall eine starke Verhandlungsposition verschaffte. Die Verhältnisse waren im Jahr 2009 wie ausgewechselt.

Der Boom fand ein abruptes Ende, im vierten Quartal 2008 verzeichnete die deutsche Stahlindustrie einen Rückgang beim Auftragseingang um über 40 %, für 2009 wird ein drastischer Produktionsrückgang erwartet. Die Unternehmen reagierten personalpolitisch zunächst mit der breiten Einführung von Kurzarbeit in der gesamten Branche.

Die IG Metall kündigte die Tarifverträge zum 31.3.2009 und beschloss erst kurz vorher eine Tarifforderung von 4,5 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Das war die bei weitem niedrigste Tarifforderung unter den größeren Branchen in dieser Tarifrunde. Außerdem sollte der bestehende Beschäftigungssicherungstarifvertrag verlängert und verbessert sowie der Anspruch von Ausgebildeten auf Übernahme von zwölf auf 24 Monate ausgeweitet werden. Die zum Jahresende 2009 auslaufende Altersteilzeitregelung sollte unverändert fortgeschrieben werden. Am 27.3. fand die erste Verhandlungsrunde statt, die Tarifparteien setzten für die Fragen der Beschäftigungssicherung eine kleine Kommission ein. In der zweiten Runde, die am 31.3. begann, konnte in der Nacht zum 1.4. bereits eine Einigung erzielt werden, die folgende Elemente beinhaltet:

  • Pauschalzahlung von insgesamt 350 € für die Monate April bis Dezember
  • Tariferhöhung von 2 % ab 1.1.2010
  • Laufzeit bis zum 31.8.2010.

Der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung wurde bis zum 31.12.2011 verlängert und ermöglicht jetzt u.a. eine betriebliche Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 28 Stun-den/Woche mit einem gestaffelten Teil-Lohnausgleich. Außerdem werden Ausgebildete für 24 Monate (bisher: 12 Monate) für mindestens 28 Stunden/Woche in ein Arbeitsverhältnis übernommen. Der Tarifvertrag zur Altersteilzeit wurde über den 31.12.2009 hinaus verlängert. Am 7.4. wurde der Tarifabschluss grundsätzlich auch für das Bundesgebiet Ost übernommen.

Die IG Metall hob in ihrer Bewertung vor allem die Elemente zur Beschäftigungssicherung hervor und verortete den Einkommenskompromiss „hart an der Schmerzgrenze“. In der Tarifkommission wurde das Ergebnis mit großer Mehrheit, allerdings bei einer Reihe von Nein-Stimmen, angenommen. Der Arbeitgeberverband Stahl nannte das Ergebnis „tragbar“ und hob positiv die längere Laufzeit hervor. Der Arbeitgeberverband  Druck und Medien sprach – zweifelsohne mit Blick auf die bevorstehende Tarifrunde in der Druckindustrie – von einer „Trendwende“ der IG Metall. In der Presse wurde die Haltung der IG Metall als „kompromissbereit“ (Handelsblatt“) und „bescheiden“ (FAZ) charakterisiert.

Quelle: WSI-Tarifbericht 2009     Stand: Juli 2009

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