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WSI GenderDatenPortal: Erwerbsarbeit: Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten 1991-2022

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Grafiken, Analysen, Tabellen (pdf)

 

Frauen sind in Deutschland immer noch seltener erwerbstätig als Männer. Allerdings hat sich die Teilhabe beider Geschlechter am Erwerbsleben im Beobachtungszeitraum zwischen 1991 und 2022 stark angeglichen.

Dies zeigt sich sehr deutlich an der Entwicklung der Erwerbstätigenquote, dem Indikator für eine aktive Beteiligung am Erwerbsleben (vgl. Grafik 1):

  • Die Erwerbstätigenquote der Frauen nahm bereits Ende der 90er Jahre und dann vor allem in den Jahren seit 2005 stark zu. Bis 2019 stieg sie auf 73 Prozent an. Im Jahr 2020 ging die Erwerbstätigenquote der Frauen infolge der Corona-Krise erstmals wieder leicht zurück (vgl. Tab. 1), bevor sie im Jahr 2022 mit 73 Prozent nun wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht.
  • Bei den Männern ging die Erwerbstätigenquote zwischen 1991 und 2003 deutlich zurück (von 78 Prozent auf 71 Prozent). Bis 2019 stieg sie dann deutlich an (bis auf 81 Prozent), fiel in den Corona-Jahren leicht ab, und erreicht für das Jahr 2022 mit 81 Prozent erneut das Vor-Corona-Niveau.
  • Der Abstand der Erwerbstätigenquoten zwischen Frauen und Männern ging in einem Zeitraum von rund 30 Jahren um fast zwei Drittel deutlich zurück – von 21 Prozentpunkten (1991) auf rund 8 Prozentpunkte (2022).

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern führte die Corona-Pandemie zu einem vorübergehenden Rückgang der Erwerbsbeteiligung: Die Erwerbstätigenquote der Frauen fiel im Jahr 2021 um 0,8 Prozentpunkte niedriger aus als 2019, die der Männer sogar um 1,3 Prozentpunkte niedriger. Während der Lockdown-Phasen wurden Beschäftigungsverhältnisse häufiger beendet und zugleich Neueinstellungen seltener vorgenommen, daher ging die Erwerbsbeteiligung zurück und die Arbeitslosenquote stieg rasant an. (1) „Da Frauen häufiger im von den coronabedingten Eindämmungsmaßnahmen stark betroffenen Dienstleistungssektor tätig sind, verlief der Erholungsprozess bei ihnen langsamer als bei Männern“. (2) Mittlerweile hat sich die Arbeitsmarktlage in Deutschland jedoch wieder stabilisiert. (3)

Auch anhand der Erwerbsquote, die den Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung im Erwerbsalter ausweist (4), zeigt sich innerhalb des Beobachtungszeitraums ein deutlicher Rückgang des geschlechterbezogenen Abstands (vgl. Tab. 1):

  • Bei den Frauen ist die Erwerbsquote zwischen 1991 und 2022 fast kontinuierlich angestiegen, von 62 Prozent (1991) auf 75 Prozent (2022).
  • Im Vergleich dazu veränderte sich die Erwerbsquote der Männer über den gesamten Beobachtungszeitraum nur leicht: Ausgehend von 83 Prozent (1991) ging sie zunächst auf 80 Prozent zurück (2000), stieg dann aber langsam wieder auf 84 Prozent an (2019). Im Jahr 2022 liegt sie mit rund 83 Prozent in etwa wieder auf dem Ausgangsniveau von 1991.

Der regionale Vergleich zeigt, dass die Entwicklungen in Westdeutschland nur geringfügig von jenen für Deutschland insgesamt abweichen, während für Ostdeutschland deutliche Unterschiede festzustellen sind (vgl. Grafik 3):

  • In Ostdeutschland sank die Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern zu Beginn der 1990er Jahre innerhalb weniger Jahre drastisch ab.
  • Zwischen 2000 und 2005 lag die Erwerbstätigenquote von Frauen in Ostdeutschland unterhalb derjenigen von Frauen in Westdeutschland. Für ostdeutsche Frauen stieg die Erwerbstätigenquote ab dem Jahr 2005 jedoch wieder stark an. Im Jahr 2022 liegt sie mit fast 75 Prozent um zwei Prozentpunkte höher als diejenige von Frauen in Westdeutschland (73 Prozent).
  • Auch die Erwerbstätigenquote der Männer in Ostdeutschland stieg seit 2005 erkennbar an und liegt 2022 (80 Prozent) geringfügig höher als 1991 (79 Prozent).
  • Der geschlechterbezogene Abstand der Erwerbstätigenquoten fällt in Westdeutschland über den gesamten Beobachtungszeitraum deutlich größer aus als in Ostdeutschland. Im Jahr 2022 fällt er in Westdeutschland um drei Prozentpunkte höher aus als in Ostdeutschland (8 Prozent gegenüber 5 Prozent).

Ursachen für den geschlechterbezogenen Erwerbsabstand: Der geringere Abstand in Ostdeutschland ist nur zum Teil auf die höheren Erwerbstätigenquoten von Frauen in Ostdeutschland zurückzuführen. Daneben sind die (immer noch) schlechteren strukturellen Bedingungen auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt ausschlaggebend, die auch zu einer – im Vergleich zu Westdeutschland – niedrigeren Erwerbstätigenquote der Männer führen. Dies zeigt sich auch daran, dass die Lücke zwischen Erwerbsquoten (potentielle Erwerbsbeteiligung) und Erwerbstätigenquoten (tatsächliche Erwerbsbeteiligung) in Ostdeutschland größer ausfällt als in Westdeutschland – und dies sowohl bei Frauen wie Männern.

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den PDF-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

 

Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau
 

Literatur

Bauer, Anja et al. (2021): Arbeitsmarkt auf dem Weg aus der Krise. IAB-Kurzbericht 06/2021. Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, letzter Zugriff: 22.04.2024.

Bundesagentur für Arbeit (2023): Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2022, Berichte: Blickpunkt Arbeitsmarkt, Mai 2023, Nürnberg, letzter Zugriff am 22.04.2024.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Arbeitslosenquoten 1991-2022. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistisches Bundesamt (2024): Statistischer Bericht. Mikrozensus – Arbeitsmarkt. 2022 (Endgültiges Ergebnis), letzter Zugriff: 22.04.2024

Statistisches Bundesamt (2022a): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020. Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 22.04.2024.

Statistisches Bundesamt (2022b): Mikrozensus. Qualitätsbericht 2021, letzter Zugriff: 22.04.2024.

Statistisches Bundesamt (2020): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2019. Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 22.04.2024.

 


(1) Vgl. Bauer et al. (2021): Arbeitsmarkt auf dem Weg aus der Krise, S. 5 sowie Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Arbeitslosenquoten 1991-2022.

(2) Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2023): Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2022, S. 19 sowie Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Arbeitslosenquoten 1991-2022.

(3) Dies gilt für die Erwerbstätigenquoten wie auch für die Arbeitslosenquoten von Frauen und Männern.
Vgl. Bundesagentur für Arbeit (2023): Die Arbeitsmarktsituation von Frauen und Männern 2022, S. 19 sowie Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Arbeitslosenquoten 1991-2022.

(4) Zur Definition der Erwerbsquote siehe Glossar.

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