zurück

Arbeitsmarkt im Wandel: Befristete Einstellungen

Für die zumeist jungen Betroffenen stellen befristete Beschäftigungsverhältnisse eine Belastung dar: So weisen befristet Beschäftigte im Vergleich zu unbefristet Beschäftigten ein niedrigeres Einkommen und ein höheres Armutsrisiko auf (Seils 2016). Außerdem erschweren befristete Beschäftigungsverhältnisse die soziale Teilhabe (Gundert/Hohendanner 2011) und die Familiengründung (Auer/Danzer/Fichtl 2015). Die aktuelle Regierungskoalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, die nur im öffentlichen Dienst vorhandene Befristung aus Haushaltsgründen abzuschaffen. Darüber hinaus sollen Befristungen mit Sachgrund beim selben Arbeitsgeber nur in seltenen Ausnahmefällen länger als sechs Jahre bestehen können.

Im zweiten Quartal 2023 erfolgten 37,6 Prozent der Einstellungen befristet. [1] Unter den Frauen sind befristete Einstellungen mit 39,8 Prozent etwas verbreiteter als unter Männern (36,0 Prozent). Während die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland kaum von Bedeutung sind, gibt es massive Unterschiede zwischen den Kreisen. Der höchste Anteil befristeter Einstellungen finden sich in Heidelberg (63,3 Prozent). Weitere Städte mit sehr hohen Anteilen befristeter Einstellungen sind Köln (59,8 Prozent) und Potsdam (58,0 Prozent), was unter anderem auf die hohe Bedeutung von Medien für die dortige Wirtschaft zurückzuführen sein dürfte (Seils/Emmler/Rogall 2020). Im Gegensatz dazu wird in den Kreisen Osterholz und Regen (18,0 bzw. 18,3 Prozent) vergleichsweise selten befristet eingestellt. [2]

Daten zu befristeten Einstellungen für die 400 Kreise der Bundesrepublik stehen für die Jahre ab 2019 zum Download zur Verfügung. Daten zur (sachgrundlos) befristeten Beschäftigungsverhältnissen auf der Grundlage des IAB-Betriebspanels (1996-2022) finden Sie auf den Seiten des IAB. Diese sind jedoch nur bis zur Ebene der Bundesländer aufgeschlüsselt.

Download Daten zur Befristung (Kreisebene, xlsx)
Download Karte (png, Print-Auflösung)

Literatur
Auer, W./Danzer, N./Fichtl, A. (2015): Ökonomische Unsicherheit: Befristete Verträge erschweren Familiengründung, in: ifo Schnelldienst 68 (18), S. 35-41

Bundesagentur für Arbeit (2018): Befristete Beschäftigung. Methodische Hintergründe und Ergebnisse (pdf), Nürnberg

Gundert, S./Hohendanner, C. (2011): Soziale Teilhabe ist eine Frage von stabilen Jobs, Nürnberg

Hohendanner, C. (verschiedene Jahrgänge): Befristete Beschäftigung in Deutschland. Aktuelle Daten und Indikatoren, Nürnberg

Seils, E. (2016): Jugend und befristete Beschäftigung. Eine Auswertung auf der Basis aktueller Daten des Mikrozensus (pdf). WSI Policy Brief 8, 12/2016, Düsseldorf

Seils, E./Emmler, H./Rogall, M. (2020): Befristete Beschäftigung. Eine Auswertung regionaler Daten für 2018 (pdf). WSI Policy Brief 36, 03/2020, Düsseldorf

Seils, E./Emmler, H. (2021): Befristete Einstellungen. Die Folgen von Corona (pdf). WSI Policy Brief 54, 04/2021, Düsseldorf

SPD/GRÜNE/FDP (2021): Mehr Fortschritt wagen. Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Koalitionsvertrag 2021 – 2025 zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und den Freien Demokraten (FDP) (pdf), Berlin


[1] Die Angaben zu den befristeten Einstellungen beziehen sich auf die SvB-Kerngruppe Befristung. Nach der Bundesagentur für Arbeit (2018, S. 6) umfasst die Kerngruppe alle sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse mit Ausnahme von Auszubildenden, Praktikanten, Personen in freiwilligen Diensten (soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst) und Teilnehmende an zeitlich befristeten arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen bei einem Rehabilitationsträger. Angaben zum Bestand an Befristungen sind auf dieser Basis ebenso wenig möglich wie eine Gliederung nach der rechtlichen Grundlage der Befristung (z.B. der kalendermäßigen Befristung bzw. „sachgrundlosen Befristung“).

[2] Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (2018, S. 35) unterschätzen die Daten für Bremerhaven das tatsächliche Ausmaß der befristeten Beschäftigung sehr stark, weil zahlreiche kurzfristige Beschäftigungen im Hafen nicht als befristete Beschäftigungen gemeldet werden. Die Angaben für Bremerhaven sind daher in der Excel-Datei rot gesetzt.

Kontakt

Ansprechpartner für alle Fragen zum WSI-Datenportal "Arbeitsmarkt im Wandel" ist Dr. Eric Seils.

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen