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Policy Brief

: Lohnausfälle und entgangene Sozialbeiträge durch Mindestlohnumgehungen

Die Bilanz des gesetzlichen Mindestlohns fällt 3 Jahre nach seiner Einführung positiv aus. Erstmals seit längerem fielen die Lohnsteigerungen im Niedriglohnsektor wieder deutlich aus. So stiegen die Stundenlöhne der am geringsten verdienenden Arbeitnehmer im Vergleich der Jahre 2014 und 2016 um 11%.

1 Trotz dieser unbestreitbaren Verbesserungen gibt es jedoch ein Problem mit zahlreichen Umgehungen des Mindestlohns. Etwa 8% der Beschäftigten oder 2,2 Millionen Beschäftigte erhielten im Jahr 2016 nicht den gesetzlichen Mindestlohn, obwohl er ihnen zugestanden hätte.

2 Für die davon betroffenen Beschäftigten bedeutete dies Lohnausfälle von im Schnitt ca. 251 Euro pro Monat. Gesamtwirtschaftlich lag die ausgefallene Bruttolohnsumme im Jahr 2016 bei ca. 6,5 Milliarden Euro. Auch den Sozialversicherungen entstanden erhebliche Einnahmeausfälle in Höhe von ca. 2,8 Milliarden Euro. Besonders betroffen von den Mindestlohnumgehungen sind Frauen und Ostdeutsche. In Branchen mit Beschäftigungsschwerpunkten von Frauen treten Mindestlohnumgehungen besonders häufig auf. Eine vergleichsweise geringe Tarifabdeckung und fehlenden Mitarbeitervertretung begünstigten diese Entwicklung. Eine Stärkung des Tarifsystems in Verbindung mit effektiven Kontrollinstitutionen könnte einen effektiven Beitrag zur Bekämpfung der Mindestlohnumgehungen leisten.

Quelle

Pusch, Toralf (2018): Lohnausfälle und entgangene Sozialbeiträge durch Mindestlohnumgehungen
WSI Policy Brief Nr. 23, Düsseldorf, 16 Seiten

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