Ein Vorschlag für eine politökonomische Erweiterung des Europäisierungsansatzes: Europäische Integration, Machtressourcen und soziale Klassen
Die Europäisierungsforschung widmet sich der Erforschung der Rückwirkungen der europäischen Integration auf die EU-Mitgliedstaaten. Trotz der Bedeutung von Kapital und Arbeit und ihren Organisationen für die politischen Ökonomien der EU-Mitgliedstaaten hat die Europäisierungsliteratur den Auswirkungen der Integration auf das Kräfteverhältnis zwischen diesen Gruppen bisher kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Beitrag geht daher der Frage nach, wie sich die europäische Integration auf die gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse zwischen Kapital und Arbeit auswirkt. Um die Klassenblindheit der Europäisierungsforschung zu beheben, schlägt der Artikel vor, den Europäisierungsansatz um eine machtressourcentheoretische Perspektive zu erweitern. Anhand von zwei Beispielen - Europäisierung durch Richterrecht und Europäisierung durch Währungsintegration - zeigt der Beitrag, wie in diesen Integrationsfeldern die Verteilung von Machtressourcen zwischen Kapital und Arbeit beeinflusst und die strukturelle, organisatorische und institutionelle Macht der Lohnabhängigen geschwächt wird.
Quelle
Seikel, Daniel:
Europäische Integration, Machtressourcen und soziale Klassen
WSI Working Paper, Düsseldorf, 44 Seiten