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IAQ-WSI-Forschungsprojekt: Stärkung der Tarifbindung
Nur eine deutliche Stärkung der Tarifbindung kann die hohe Einkommensungleichheit in der Primärverteilung in Deutschland wirkungsvoll verringern. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, unterschiedliche – oft entlang disziplinärer Grenzen – formulierte Vorschläge zur Erhöhung der Tarifbindung zu einem Gesamtkonzept zusammenzufassen und Forschungslücken zu schließen.
Die international vergleichende Forschung hat belegt, dass eine hohe Tarifbindung das wirkungsvollste Instrument der Verringerung der Ungleichheit der Markteinkommen ist. Zur Erhöhung der Tarifbindung liegen unterschiedliche Vorschläge aus verschiedenen Disziplinen (Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaften) vor: Sie reichen von der Stärkung der gewerkschaftlichen Verhandlungsmacht durch klassische gewerkschaftliche Organisationsarbeit, dem Ausbau der Mitbestimmung, über Vorteilsregelungen für Gewerkschaftsmitglieder, tarifdispositives Recht, Tariftreuegesetze bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, einer Erleichterung der Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen bis hin zu einer Reihe weiterer Maßnahmen. In der Praxis werden sie jedoch meistens sowohl in den Gewerkschaften als auch in der Wissenschaft getrennt diskutiert.
Die Wirkungen der vielen vorgeschlagenen Instrumente auf die Tarifbindung sind bislang nicht im Einzelnen belegt worden. Erkennbare Wirkungen in Richtung einer deutlichen Erhöhung der Tarifbindung von heute 51 Prozent auf 80 Prozent (Zielgröße in der europäischen Mindestrichtlinie) sind nicht mit einem dieser Instrumente allein, sondern nur durch ihre Kombination zu erzielen, wobei sich diese Kombination durchaus von Branche zu Branche unterscheiden kann.
Ziel des interdisziplinären Forschungsvorhabens ist es, die unterschiedlichen – oft entlang disziplinärer Grenzen – formulierten Vorschläge zur Erhöhung der Tarifbindung zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammenzufassen und dabei Forschungslücken zu schließen. Explizit werden dabei auch die Themen der Gleichbehandlung sowie einer solidarischen Lohnpolitik zur Aufwertung der Tarifentgelte in schlecht bezahlenden Branchen behandelt.
Das Forschungsvorhaben ist ein Kooperationsprojekt des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen und des WSI der Hans-Böckler-Stiftung.
Ausführliche Projektvorstellung (pdf)
Projektleitung und Koordinierung
Prof. Dr. Gerhard Bosch, Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ)
Prof. Dr. Thorsten Schulten, WSI der Hans-Böckler-Stiftung
Frederic Hüttenhoff, Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ)
Mitglieder der interdisziplinären Forschungsgruppe
Prof. Dr. Ingrid Artus, Uni Erlangen-Nürnberg
Dr. Reinhard Bispinck, ehem. Leiter des WSI-Tarifarchivs
Serife Erol, WSI der Hans-Böckler-Stiftung
Prof. Dr. Florian Rödl, FU Berlin
Prof. Dr. Till van Treek, Universität Duisburg-Essen
Die Arbeit der Forschungsgruppe wird von einem Beirat, dem Praktiker*innen aus den Gewerkschaften angehören, begleitet.
Projektlaufzeit: 01.07.2023–30.06.2025