Quelle: HBS
PodcastsSystemrelevant Podcast: Wie entwickelt sich die Gleichstellung in Corona-Zeiten?
Retraditionalisierung oder Fortschritt? Bettina Kohlrausch erläutert im Podcast unsere neuesten Forschungsergebnisse zum Stand der Gleichstellung während der Corona-Krise.
[5.3.2021]
Brandaktuelle gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen zu untersuchen, ist für die Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften traditionell schwierig: Verlässliche Zahlen liegen oft erst Monate oder Jahre später vor, eine Auswertung und Interpretation des Geschehens ist daher oft erst im Nachhinein möglich. Doch in einer akuten Krise wie der Corona-Pandemie ist Geschwindigkeit gefragt, denn viele Konsequenzen der Krise lassen sich so schnell nicht wieder umkehren, wenn sie sich einmal selbstständig gemacht haben. „Die Krise wird als Gesundheitskrise irgendwann vorbei sein, lange bevor die soziale und Gesellschaftskrise vorbei ist. Wie gehen wir eigentlich mit den sozialen Folgen um? Das ist gerade wirklich ein sehr kurzes Auf-Sicht-Fahren“, warnt WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch in der neuen Folge unseres Podcasts Systemrelevant.
Wir in der Hans-Böckler-Stiftung haben daher im vergangenen Jahr sehr schnell eine Befragungsreihe initiiert, um die Veränderungen der Lebensumstände, der Einstellungen, der ökonomischen Verhältnisse von Beschäftigten im Laufe der Pandemie erfragt hat. Ein Aspekt der Befragung: Wie sich die Gleichstellung zwischen den Geschlechtern entwickelt hat. Aus den Daten ist nun pünktlich zum Weltfrauentag ein umfangreicher neuer Forschungsbericht von Yvonne Lott und Alice Zuccu entstanden.
Denn die Debatte um eine Retraditionalisierung durch die Corona-Situation war in der Welt und die Studie zeigt nun ein detailliertes Bild der Situation. „Die Frage nach der Retraditionalisierung ist eine Debatte, über die Forscher sich zuletzt intensiv auseinandergesetzt haben“, sagt Bettina Kohlrausch. Wir haben in unserer Befragung im April festgestellt, dass es Paare gibt, die im Lockdown von einer egalitären zu einer traditionellen Arbeitsverteilung [im Haushalt] zurückgefallen sind.“
„Es gibt einen Anteil an Männern, die nun mehr Hausarbeit machen. In den allermeisten Paaren machen aber immer noch – wie schon zuvor - die Frauen den Hauptanteil der Hausarbeit. Nur ist die Last in der Krise nun viel größer geworden durch die geschlossenen Schulen z.B. Es setzen sich alte Strukturen unter verschärften Bedingungen fort“, fasst Kohlrausch das Ergebnis der Studie zusammen.
Und welche Bedingungen führen zu einer gerechteren Aufteilung der Belastung bei Paaren? Homeoffice ist ein Erfolgsfaktor, Arbeitszeitverkürzung ein anderer. „Wenn alle weniger arbeiten und z.B. durch Homeoffice flexibler reagieren können, dann scheint das ein Faktor zu sein, der eine egalitäre Arbeitsaufteilung begünstigt“, sagt Kohlrausch. „Es gibt diese Paare und man kann von ihnen lernen“. Welche weiteren kurz- und langfristigen Maßnahmen für mehr Gleichstellung die Studie darüber hinaus identifiziert hat, erläutert Bettina Kohlrausch im weiteren Verlauf der Folge.
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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Christina Schildmann