Quelle: HBS
PodcastsSystemrelevant Podcast: Wieso Verteilungsfragen wichtig für die Demokratie sind
Bettina Kohlrausch und Jan Brülle sprechen über die Ergebnisse des neuen Verteilungsberichts des WSI und erklären, weshalb Ungleichheit und Armut eine Gefahr für die Demokratie darstellen.
[13.11.2023]
Jedes Jahr erscheint der Verteilungsbericht des WSI, der sich mit der Einkommensungleichheit beschäftigt und Verteilungsfragen stellt. In den vergangenen Jahren wurde zusätzlich vermehrt darauf geschaut, welche gesellschaftlichen Konsequenzen die Verteilung von Einkommen mit sich bringt: Wie steht es um die Einstellungen zu staatlichen Institutionen, wie um das Vertrauen diesbezüglich und – damit verknüpft – in die Demokratie. Welche Konsequenzen hat Ungleichheit für die Menschen und die Gesellschaft? Als Quellen fungieren die Daten des Mikrozensus und die des Sozio-oekonomischen Panels, des SOEP.
Bettina Kohlrausch, die Wissenschaftliche Direktorin des WSI, und einer der beiden Studienautoren, Jan Brülle, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat "Verteilungsanalyse und Verteilungspolitik", erklären welche verschiedenen Dimensionen es gibt, um Ungleichheit zu messen. Mit dem Verteilungsbericht betrachtet das WSI die Einkommen. Ein Ergebnis: In der Gesellschaft gibt es einen Anstieg und eine Verfestigung von Armut.
Wichtig hierbei sind auch Erkenntnisse darüber, was Armut mit Menschen wirklich macht: Wie viele können ihre Wohnung nicht mehr adäquat heizen, wie viele sich keine neuen Schuhe oder neue Kleidung leisten, wenn es notwendig ist? Wer schafft es noch Rücklagen zu bilden, oder sich ein Auto anzuschaffen? Wie viele machen sich Sorgen um ihre Gesundheit? Die Daten zeigen klar, wie sehr die betroffenen Menschen unter Druck stehen.
Bei all diesen Punkten sei es mehr als merkwürdig, dass in der deutschen Öffentlichkeit momentan nicht wirklich diese essenziellen Probleme diskutiert werden, sondern das Hauptthema, auch bei vermeintlich progressiven Parteien, die Migration sei. Wenn dann sogar so getan wird, als sei jedes verteilungspolitische Problem mit der Migration verknüpft anstatt über Einkommen oder Vermögen zu sprechen, dann sei das skandalös, so Bettina Kohlrausch. Mit dieser Scheindebatte graben sich Parteien, die auf dem Boden der demokratischen Grundordnung stehen, selbst das Wasser ab, wie die Ergebnisse des Verteilungsberichts hinsichtlich des Vertrauens in die Demokratie zeigen.
Wieso erfolgreiche Armutsbekämpfung keine Rocket Science ist, weshalb nach wie vor Geld gegen Armut hilft und welche konkreten Ratschläge für die Politik das WSI zusammengetragen hat, wartet in der neuen Folge auf alle Hörer:innen!
Moderation: Marco Herack
Weitere Informationen
Einkommensungleichheit als Gefahr für die Demokratie. Pressemitteilung zum WSI-Verteilungsbericht 2023
Verteilungsfragen in Krisenzeiten – Soziale Spaltung bekämpfen, Transformation gerecht gestalten. Komplette Veranstaltung vom 9. November 2023 noch mal anschauen
Wie Armut und soziale Ungleichheit unsere Gesellschaft beeinflussen. HANS.-Ausgabe 21/2023
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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