Quelle: Torben Schwuchow
Torben Schwuchow: Respekt und Demütigung
Rechtspopulismus und der Kampf um die Würde der Arbeit
Promotionsprojekt
Im Zentrum der Promotion steht die These, dass das Aufkommen rechtspopulistischer Parteien stark mit der Entwürdigung von Arbeit verbunden ist. Um die Erfolge, die rechtspopulistische Parteien gerade auch unter Arbeiter:innen erzielen, zu verstehen, sowie nach sozialpolitischen Antworten auf diese Herausforderung zu suchen, fragt die Promotion nach der (moralischen) Bedeutung einer existenzsichernden, würdevollen und gesellschaftliche Wertschätzung garantierenden Arbeit für die Wähler*innen rechtspopulistischer Parteien.
- Die Promotion wurde im Jahr 2023 erfolgreich abgeschlossen und publiziert.
Informationen zum Buch
Folgende drei Schwerpunkte dienen der Erörterung der These:
(1) Deutungen und Theorien des Rechtspopulismus: Wie wird der Rechtspopulismus sozialwissenschaftlich diskutiert? Welche Vor- und Nachteile bergen diese Erklärungen? Neben Theorien, die gesellschaftliche Umbrüche als Ursache thematisieren, sind Deutungen, die Einstellungen und Motive rechtspopulistischer Wähler:innen untersuchen, Gegenstand einer kritischen Diskussion
(2) Arbeit und Würde: Wie lässt sich die moralische Bedeutung einer würdevollen Arbeit moral- und gesellschaftstheoretisch erklären? Welche Klassenunterschiede gibt es hinsichtlich der (moralischen) Bedeutung von Arbeit? Wie äußert sich Würde und Selbstachtung in der Arbeit? Wer ist von Demütigungen in der Arbeit betroffen und welche Strategien entwickeln Beschäftigte, um auf (drohende) Würdeverluste zu reagieren? Um diese Fragen zu beantworten, entwickele ich in meiner Promotion unter Rückgriff auf arbeitsethnographischen Studien einen „Arbeiten-mit-Würde-Index“. Anhand dieses Index sollen in einer quantitativen Umfrage die Zusammenhänge zwischen Wahlverhalten/politischen Einstellungen und der Entwürdigung der Arbeit überprüft werden.
(3) Neue sozialpolitische Arrangements: Welche sozialpolitischen Arrangements können die Würde der Arbeit in Zukunft sichern? Welche Chancen bieten diese Arrangements, um auch auf die Herausforderung des Rechtspopulismus zu antworten? Am Beispiel des Vorschlags einer Jobgarantie sollen aktuelle Überlegungen zur Umsetzung eines substanziellen Rechts auf würdevolle Arbeit diskutiert und auf Basis der Forschungsergebnisse erweitert werden.
Zur Person
Torben Schwuchow, geboren 1990. Von 2011 bis 2015 Studium der Politikwissenschaft (B.A.) an der Philipps-Universität Marburg. Von 2015 bis 2018 Studium der Politischen Theorie (M.A.) an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und der Technischen Universität Darmstadt. Von 2018 bis 2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Politikwissenschaft (Arbeitsbereich Politische Theorie und Ideengeschichte) der TU Darmstadt. Von 2019 bis 2020 Stipendiat der Hans-Böckler-Stiftung. Seit Sommer 2020 Doktorand am WSI. Abschluss der Promotion 2023. Seit Dezember 2023 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am WSI im Projekt „Neue Herausforderungen für Gewerkschaften in Zeiten multipler Krisen? Eine Untersuchung am Beispiel des Tarifkonflikts 2023 zwischen DB AG und EVG“.
Kontakt: torben-schwuchow@boeckler.de
Veröffentlichungen
Monografie
Kampf um Würde in der Arbeit. Rechtspopulismus als Ausdruck eines moralischen Unrechtsempfindens. Nomos 2023.
Herausgeberschaften
Soziale Hoffnung, liberale Ironie. Zur Aktualität von Richard Rortys politischem Denken. Nomos 2021 (mit Veith Selk, Christoph Held).
Sammelbandbeiträge
Eine Frage des Respekts. Rechtspopulismus und der Kampf um die Würde der Arbeit. In: Schröder, Wolfgang; Trömmer, Markus (Hg.): Rechtspopulismus, Zivilgesellschaft, Demokratie. Dietz-Verlag 2022, S. 219-239.
„Rezeptionslinien und Anknüpfungspunkte. Richard Rortys politisches Denken in der Diskussion“, in: Selk, Veith; Held, Christoph; Schwuchow, Torben: Soziale Hoffnung, liberale Ironie. Zur Aktualität von Richard Rortys politischem Denken, Nomos 2021, S. 9-22 (mit Veith Selk, Christoph Held).
„Die „neue Linke“ als Außenzirkel der Macht. Rortys Herrschaftskritik und sein Weg aus der Theoriefalle“, in: Selk, Veith; Held, Christoph; Schwuchow, Torben: Soziale Hoffnung, liberale Ironie. Zur Aktualität von Richard Rortys politischem Denken. Nomos 2021, S. 193-209 (mit Dirk Jörke).
„Demokratie oder Postdemokratie? Aktuelle Demokratiekritiken“, in: Riescher, Gisela; Rosenzweig, Beate; Meine, Anna (Hrsg.): Einführung in die politische Theorie. Grundlagen – Methoden – Debatten. Kohlhammer 2020, S. 191-206 (mit Dirk Jörke, Christoph Held).
Weitere Veröffentlichungen
Aufbruch oder Verwaltung des Status Quo? Arbeitsmarktpolitik #BTW21. WSI-Blog Work on Progress (mit Magdalena Polloczeck) 2021.
Rezensionen
„Wer vom Kapitalismus nicht reden will, soll vom Populismus schweigen! Über zwei politik-ökonomische Erklärungsversuche der politischen Krise liberaler Demokratien.“ In: Zeitschrift für Ethik und Gesellschaft, 1/2019.
Lehraufträge
„Unrechtsempfinden. Eine moral- und gerechtigkeitstheoretische Analyse des Rechtspopulismus“, SoSe 2021, Masterkurs Universität Paderborn.
„Politische Theorie I: Eigentumstheorien“, SoSe 2019 und WiSe 2019/20, Bachelorkurs TU Darmstadt.
„Politische Theorie II: Politisches Denken im 20. Jahrhundert“, WiSe 2018/19, Bachelorkurs TU Darmstadt.
Vorträge
“Humiliation and the Struggle for Dignity at Work. An Analysis of the Inequality of Working Conditions”. Online-Vortrag am 17.07.2021auf der Jahreskonferenz der Hans-Böckler-Stiftung „But Some Are More Equal than Others“, .
„Arbeit und Respekt. Eine kritische Intervention zur Diskussion über Rechtspopulismus und soziale Ungleichheit“. Online-Vortrag am 09.11.2020 im Rahmen der „Philosophischen Interventionen“ der Universität Paderborn.
„Arbeit, Respekt und Rechtspopulismus. Demütigungserfahrungen in der Arbeitswelt und die Erfolge der AfD“. Gehalten am 24.09.2020 auf der Tagung „Rechtspopulismus in der organisierten Zivilgesellschaft“ in Kassel.
„Profitieren Populisten? Europapolitische Fragen in der Corona-Krise“. Gehalten am 25.08.2020 im Rahmen der Onlineseminarreihe „EU, Corona und was ist mit …“ der Evangelischen Akademie Frankfurt am Main.