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WSI GenderDatenPortal: Sorgearbeit: Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit (inkl. Fürsorgearbeit und Ehrenamt) 2022

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Im Jahr 2022 übernehmen erwerbstätige Frauen in Deutschland einen erheblich größeren Teil der im Haushalt anfallenden unbezahlten Arbeit als Männer. Zur unbezahlten Arbeit zählen: unterschiedliche Haushaltstätigkeiten, Kinderbetreuung, Pflegeaufgaben im eigenen Haushalt, Ehrenamt, Unterstützung/Pflegeleistungen in anderen Haushalten, Gartenarbeit/Pflanzen/Tiere, handwerkliche Leistungen, Haushaltsorganisation, Wegezeiten (vgl. ausführliche Details im Glossar).

Für unbezahlte Arbeit wenden erwerbstätige Frauen insgesamt etwa 26 Stunden pro Woche auf, erwerbstätige Männer hingegen nur knapp 18 Stunden (vgl. Grafik 1). (1) Damit verbringen erwerbstätige Frauen fast 50 Prozent mehr Zeit mit unbezahlter Arbeit als Männer.

Insbesondere für die Haushalts- und Fürsorgearbeit fallen die Geschlechterunterschiede deutlich aus:

  • Erwerbstätige Frauen verbringen 5:17 Stunden pro Woche mit der Instandhaltung des Haushalts sowie dem Pflegen von Textilien (also z. B. Putzen, Reinigen, Wäsche) und damit fast drei Stunden mehr als erwerbstätige Männer (2:23 Stunden). Hier zeigt sich der größte Geschlechterabstand.
  • Ähnlich viel Zeit verbringen die erwerbstätigen Frauen mit Küchenarbeit und Essenszubereitung (5:16 Std.), die Männer jedoch pro Woche nur knapp drei Stunden (2:54 Std.). Hier zeigt sich daher ein ähnlich großer Geschlechterabstand.
  • Auch für das Einkaufen und die Haushaltsorganisation wenden erwerbstätige Frauen gut eine Stunde mehr pro Woche auf als Männer (4:15 gegenüber 3:08 Std.), womit sich noch ein deutlicher Geschlechterabstand abzeichnet.
  • Für die Fürsorgearbeit - also Kinderbetreuung sowie Pflege und Unterstützung von Mitgliedern des eigenen Haushalts - wenden erwerbstätige Frauen knapp 2 Stunden mehr pro Woche auf als Männer (4:14 gegenüber 2:32 Std.). Auch hier zeigt sich ein beachtlicher Geschlechterabstand zwischen erwerbstätigen Frauen und Männern.
  • Lediglich im Bereich „Gartenarbeit, Pflanzen-/Tierpflege sowie Bauen und handwerkliche Tätigkeiten“ wenden erwerbstätige Männer (3:14 Std.) pro Woche geringfügig mehr Zeit auf als Frauen (2:54 Std.).
  • Beim ehrenamtlichen Engagement liegen erwerbstätige Frauen und Männer mit rund 1,5 Stunden die Woche etwa gleichauf (1:26 bzw. 1:28 Std.).
  • Schließlich wenden erwerbstätige Frauen (2:33 Std.) für alle Wegezeiten, die mit unbezahlter Arbeit verknüpft sind rund eine halbe Stunde mehr Zeit pro Woche auf als Männer (1:58 Std.).

Teilzeitarbeit als Hintergrund: Der geschlechterbezogene Abstand beim Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit erklärt sich teilweise damit, dass erwerbstätige Frauen deutlich häufiger in Teilzeit arbeiten. (2) So geben erwerbstätige Frauen als häufigsten Grund für ihre Teilzeittätigkeit die Übernahme von Fürsorgearbeit an, also Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen. Männer reduzieren ihre Arbeitszeit hingegen deutlich seltener aufgrund von eigener Fürsorgearbeit. (3)

Das Vorhandensein von Kindern im Haushalt verdoppelt fast den Umfang der von Frauen geleisteten unbezahlten Arbeit (bei Männern nur ein Anstieg um etwa ein Drittel). (4) Es kommt bei erwerbstätigen Eltern zu größeren Geschlechterabständen in der unbezahlten Arbeit als bei erwerbstätigen Frauen und Männern ohne Kinder (vgl. Grafik 2):

  • So wenden erwerbstätige Mütter für fast alle unbezahlten Tätigkeiten mehr Zeit auf als Frauen ohne Kinder (und deutlich mehr als Männer mit/ohne Kinder), mit nur zwei Ausnahmen: Sie haben im Vergleich zu Vätern – aber auch zu erwerbstätigen Frauen bzw. Männer ohne Kinder – besonders wenig Zeit fürs Ehrenamt (nur 0:56 Std. pro Woche) und besonders wenig Zeit für den Bereich „Gartenarbeit, Pflanzen-/Tierpflege sowie Bauen und handwerkliche Tätigkeiten“ (nur 2:37 Std. pro Woche). An dieser Stelle sparen erwerbstätige Mütter Zeit ein. Andererseits investieren sie sehr viel Zeit (deutlich mehr als Väter) in Fürsorgearbeit/Unterstützung von Haushaltsmitgliedern, in die Instandhaltung des Haushalts sowie die Pflege von Textilien, für Küchenarbeit und Essenszubereitung, für Einkaufen/Haushaltsorganisation sowie für Wegezeiten.
  • Erwerbstätige Väter wenden ebenfalls zusätzliche Zeit für Fürsorgearbeit/Unterstützung von Haushaltsmitgliedern auf (wenn auch ein Drittel weniger als erwerbstätige Mütter) und reduzieren auch ihren Zeitaufwand für ehrenamtliche Tätigkeiten, ansonsten verändern sich ihre Zeiten für die Instandhaltung des Haushalts sowie die Pflege von Textilien, für Küchenarbeit und Essenszubereitung sowie für Einkaufen/ Haushaltsorganisation jedoch kaum (gegenüber Männern ohne Kinder). Anders als Mütter, verbringen Väter sogar mehr Zeiten für „Gartenarbeit, Pflanzen-/Tierpflege sowie Bauen und handwerkliche Tätigkeiten“ als Männer ohne Kinder. Daher fällt der zeitliche Geschlechterabstand für unbezahlte Arbeit zwischen Müttern und Vätern besonders groß aus.

Die unbezahlte Mehrarbeit von erwerbstätigen Müttern im Vergleich zu Vätern fällt a) für die Instandhaltung des Haushalts sowie die Pflege von Textilien und b) für Küchenarbeit und Essenszubereitung besonders groß aus (Mütter übernehmen rund 100 Prozent mehr). Zudem übernehmen Mütter gut 50 Prozent mehr Fürsorgearbeit/Unterstützung von Haushaltsmitgliedern und 40 Prozent mehr Einkäufe und Haushaltsorganisation als die Väter.

Der Zeitaufwand von erwerbstätigen Eltern für die Kinderbetreuung (hier: ohne Pflegeleistungen und Unterstützung von Haushaltsmitgliedern) wird zudem stark vom Haushaltstyp und dem Alter des jüngsten Kindes geprägt (vgl. Grafik 3):

  • In Paarhaushalten mit Kindern unter 6 Jahren ist der Zeitaufwand für Kinderbetreuung durch die erwerbstätigen Eltern mit mehr als 38 Stunden pro Woche am höchsten. Zwei Drittel davon wird von den erwerbstätigen Müttern übernommen (24 Std.). Hier ist die geschlechterbezogene Lücke am größten.
  • In Paarhaushalten mit Schulkindern (zwischen 6 und 18 Jahren) fällt der Zeitaufwand für elterliche Kinderbetreuung mit gut 10 Stunden pro Woche deutlich geringer aus. Auch hier sind es jedoch die erwerbstätigen Mütter, die zwei Drittel dieser Kinderbetreuungszeiten übernehmen (knapp 7 Std. pro Woche).
  • In Alleinerziehenden-Haushalten fallen mit gut 11 Stunden (alleinerziehende Mütter) bzw. knapp 8 Stunden pro Woche (alleinerziehende Väter) deutlich geringere Kinderbetreuungszeiten der Eltern an als in Paarhaushalten mit Kindern (23 Std./Woche). Jedoch sind es sowohl in Alleinerziehenden-Haushalten als auch in Paarhaushalten jeweils die erwerbstätigen Mütter, die rund ein Drittel mehr Zeit in die Kinderbetreuung investieren als die erwerbstätigen Väter.

Fazit: Erwerbstätige Frauen leisten durchgängig mehr unbezahlte Arbeit als erwerbstätige Männer. Dieser Geschlechterabstand wird noch ausgeprägter, wenn Kinder im Haushalt leben. Kinderbetreuungszeiten werden – unabhängig von Haushaltstyp und Alter des Kindes – größtenteils von den erwerbstätigen Müttern übernommen. Die Übernahme von Kinderbetreuungszeiten geht bei Frauen oft mit einer Teilzeitbeschäftigung einher, während Männer ihre Arbeitszeit nur selten aus diesem Grund reduzieren. (5) Selbst dann, wenn die Kinder bereits im Teenager-Alter sind, bleiben die Teilzeitquoten der erwerbstätigen Mütter weiterhin hoch. (6) Aus gleichstellungspolitischer Perspektive entstehen den Frauen damit weitreichende berufliche Nachteile im Vergleich zu Männern: unter anderem geringere Aufstiegschancen und ein schlechterer Verdienst. (7)

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den PDF-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau


Literatur

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020): (Existenzsichernde) Erwerbstätigkeit von Müttern. Konzepte, Entwicklungen und Perspektiven. Monitor Familienforschung: Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik. Ausgabe 41.

Lott, Yvonne (2024): Alles beim Alten: Der Gender Care Gap in der Erwerbsbevölkerung, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI): WSI Policy Brief, Nr. 83, 09/2024, Düsseldorf.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024a): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024b): Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024c): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Wittmann, Maike (2023): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991-2021. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistisches Bundesamt (2024a): Qualitätsbericht. Zeitverwendungserhebung (ZVE). 2022, Wiesbaden.

Statistisches Bundesamt (2024b): Statistischer Bericht: Erhebung zur Zeitverwendung privater Haushalte 2022. Tabellenblätter „Informationen zur Statistik“ sowie „63911-00“ und „63911-01“.

Statistisches Bundesamt (2024c): Zeitverwendungserhebung 2022. Aktivitätenliste (Stand 06.06.2024).

Statistisches Bundesamt (2022): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Haushalte und Familien. Ergebnisse des Mikrozensus 2020 (Endergebnisse), Fachserie 1 Reihe 3.


(1) Die Männer hingegen verbringen 25 Prozent mehr Zeit mit bezahlter Erwerbsarbeit. Die Gesamtarbeitszeiten von erwerbstätigen Frauen und Männern sind insgesamt vergleichbar hoch. Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau Eugen (2024c): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

(2) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 2021. In: WSI GenderDatenPortal.

(3) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024a): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

(4) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024c): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

(5) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024a): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2022. In: WSI GenderDatenPortal.

(6) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024b): Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2022.

(7) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2023): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 2021. In: WSI GenderDatenPortal.

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