Quelle: HBS
TarifarchivTarifrunde 2024: Aktueller Überblick
Die DGB-Gewerkschaften verhandeln 2024 neue Vergütungstarifverträge für knapp zwölf Millionen Beschäftigte. Mehr zu den Verhandlungen in den einzelnen Bereichen auf dieser Seite.
Insgesamt verhandeln die DGB-Gewerkschaften im Jahr 2024 für knapp zwölf Millionen Beschäftigte neue Vergütungstarifverträge. Wann in welchem Bereich verhandelt wird, zeigt der tarifliche Kündigungsterminkalender des WSI. Alle Forderungen und Abschlüsse der Tarifrunde 2024 für wichtige Branchen hier auf einen Blick (pdf).
Ver.di Mitglieder im privaten Bankgewerbe konnten bis zum 22.03. an einer Umfrage zur Erhebung der Forderungen teilnehmen. Auf dieser Basis beschloss ver.di die Forderungen für die diesjährige Tarifrunde. Gefordert wird eine Erhöhung der Entgelte um 12.5 %, mind. jedoch 500 €/Monat, Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 €/Monat in allen Ausbildungsjahren, jeweils mit einer Laufzeit von 12 Monaten. Der aktuell gültige Entgelttarifvertrag läuft Ende Mai aus. Ver.di möchte auch erste Verhandlungen zum Thema „lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung“ aufnehmen.
In der 1. Verhandlungsrunde am 06.06. wiesen die Arbeitgeber die Forderungen als zu hoch zurück, brachten aber lt. ver.di keine eigenen konkreten Vorschläge ein. Der ver.di Verhandlungsführer erklärte, dass der Kaufkraftverlust für die Beschäftigten aufgefangen werden müsse und bis zur 2. Verhandlung zu ersten Aktionen und Warnstreiks aufgerufen werde.
Die Arbeitgeber legten in der 2. Verhandlungsrunde am 17.06. ein erstes Angebot vor. Es sah nach 4 Nullmonaten (Juni bis September) eine Erhöhung von 4,5 % ab 01.10.24, eine Stufenerhöhung von 2,5 % ab 01.10.25 sowie eine weitere Stufenerhöhung von 1,5 % ab 01.10.26 mit einer Laufzeit von 36 Monaten bis 31.05.27 vor.
Ver.di wies dieses Angebot als zu niedrig zurück, die lange Laufzeit sei zudem inakzeptabel. Um in der 3. Verhandlungsrunde am 03.07. ein abschlussfähiges Angebot von den Arbeitgebern zu bekommen, will ver.di die Streikaktivitäten ausweiten.
Nach bundesweiten Streiks mit mehreren tausend Beschäftigten konnte in der 3. Verhandlungsrunde am 03.07. ein Ergebnis erreicht werden. Nach 2 Nullmonaten (Juni, Juli) erhöhen sich die Gehälter um 5,5 % ab 01.08.24, gefolgt von einer Stufenerhöhung von 3,0 % ab 01.08.25 und einer weiteren Stufenerhöhung von 2,0 % ab 01.07.26 mit einer Laufzeit von 28 Monaten bis zum 30.09.26. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich zu gleichen Daten um 150/50/50 €/Monat in allen Ausbildungsjahren. Die Öffnungsklausel zur Beschäftigungssicherung, die Rahmenregelung zu Langzeitkonten, der Altersteilzeit-Tarifvertrag und der Kurzarbeits-Tarifvertrag werden bis Ende 2026 verlängert. Darüber hinaus verständigten sich die Tarifvertragsparteien zur Aufnahme von Gesprächen zur lebensphasenorientierten Arbeitszeitgestaltung und zur Weiterentwicklung der Entgeltstruktur. Die Übernahmeregelung für Ausgebildete wird um ein Jahr verlängert, außerdem wurde eine Evaluierung und Weiterentwicklung vereinbart. Laut ver.di sorgen diese Gehalts-steigerungen für eine spürbare Entlastung der Beschäftigten.
Vom 10. bis 29.07. läuft die ver.di-Mitgliederbefragung zur Annahme/ Ablehnung des Ergebnisses. Die ver.di-Tarifkommission empfiehlt die Annahme.
Mit 69,6 % stimmten die ver.di-Mitglieder dem Tarifergebnis zu, der Abschluss kann nun umgesetzt werden.
500 €/Mon. für alle Gruppen mit einer Laufzeit von 12 Monaten fordert die IG BAU für die Beschäftigten im Bauhauptwerbe. Laut IG BAU wird ein Festbetrag gefordert, damit die unteren Lohn-/Gehaltsgruppen stärker profitieren. Rund 2/3 der Beschäftigten seien in den unteren Gruppen. Die Schere zu den oberen Gruppen öffne sich immer mehr, es müsse eine Annäherung der Löhne und Gehälter zu diesen geben. Es müsse auch im Sinne der Arbeitgeber sein, die Branche attraktiv zu halten, auch mit höheren Einkommen. Die derzeit gültigen Verträge laufen zum 31.03.24 aus.
In der 1. Verhandlungsrunde am 22.02. legten die Arbeitgeber kein Angebot vor. Laut IG BAU bestritten die Arbeitgeber einen massiven Reallohnverlust, der in der Spitze seit dem letzten Abschluss bei 10,4 % gelegen habe.
In der 2. Verhandlungsrunde am 05.03. legten die Arbeitgeber ein Angebot vor, welches die IG BAU zurückwies. Es sah 3,0 % für die ersten 12 Monate und eine Stufenerhöhung von 3,0 % für die nächsten 12 Monate vor. Des Weiteren schlugen die Arbeitgeber vor, Leiharbeit im Bauhauptgewerbe und baunahen Branchen einzuführen. Dies lehnt die IB BAU strikt ab. Die IG BAU bezeichnet dieses Angebot als respektlos gegenüber den Beschäftigten und fordert die Arbeitgeber auf, in der 3. Verhandlungsrunde ein deutlich verbessertes Angebot vorzulegen.
Die Tarifverhandlungen wurden am 09.04. in der 3. Verhandlungsrunde von der IG BAU für gescheitert erklärt, da die Arbeitgeber lt. IG BAU wiederum kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegten. Sie boten 2 Erhöhungen von
3,3/3,2 % in 2024/2025 mit einer Laufzeit von 24 Monaten an. Diese Erhöhungen glichen die immens gestiegenen Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren nicht aus.
Die Verhandlungsrunde wurde bundesweit von vielen Beschäftigten im Rahmen einer aktiven und kämpferischen Mittagspause begleitet.
Nun wird die Schlichtung angerufen und Streiks wären damit erst nach einer gescheiterten Schlichtung möglich.
Am 18.04. begann die Schlichtung, am 19.04. legte der Schlichter, Prof. Dr. Rainer Schlegel, einen Schlichterspruch vor. Dieser sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter ab 01.05.24 um 250 €/Mon. sowie eine Stufenerhöhung von 4,15/4,95 % West/Ost ab 01.04.25 vor, bei einer Laufzeit von 24 Monaten bis zum 30.04.26. Die Verhandlungskommission der IG BAU hat dem Vorschlag zugestimmt und wird der Bundestarifkommission die Annahme empfehlen. Der Schlichterspruch sähe nicht das vor, was sich die IG BAU ursprünglich vorgestellt habe, aber man gehe nie aus den Verhandlungen mit einem Ergebnis, das den ursprünglichen Forderungen entspräche.
Die Schlichtungskommission der Arbeitgeber lehnte den Schlichterspruch ab. Die entsprechenden Gremien der Arbeitgeberseite sowie die Bundestarifkommission der IG BAU haben jetzt 14 Tage Zeit ihre Zustimmung zu erklären. Sollte von der Arbeitgeberseite keine Zustimmung erfolgen, wird die IG BAU zum Arbeitskampf aufrufen.
Die Bundestarifkommission der IG BAU hat den Schlichterspruch nach intensiven Diskussionen angenommen. Die Arbeitgeber lehnten den Schlichterspruch am 03.05. ab.
Die IG BAU erklärte daraufhin, dass jetzt bundesweit massiv gestreikt werde. Dies betrifft die Bauindustrie als auch das Baugewerbe. Die Stimmung der Beschäftigten sei „weit unter null“, sie vermissen Respekt und Anerkennung. Die IG BAU stellte klar, dass jetzt nicht für den Schlichterspruch, sondern für die ursprüngliche Forderung gestreikt werde.
Am 08.05. empfehlen die Arbeitgeberverbände des Baugewerbes den Unternehmen in einer gemeinsamen Presseerklärung freiwillige Lohn-
erhöhungen. Sie schlagen Erhöhungen von 5,0/6,0 % West/Ost ab 01.05.24 vor. Die unterste Lohngruppe soll von 12,85 € auf bundeseinheitlich 14,00 € angehoben werden. Die Ausbildungsvergütungen sollen im 1. Ausbildungsjahr auf 1.000 € (gewerbliche Auszubildende), ebenfalls bundeseinheitlich, steigen. Im 2., 3. und 4. Ausbildungsjahr sind unterschiedliche Erhöhungen vorgesehen.
Die IG BAU erklärte dazu, das sei mit ihr nicht zu machen. Die Arbeitgeber-
empfehlung läge unterhalb des Schlichterspruchs und man stehe nicht für Verhandlungen über Pressemitteilungen bereit. Wenn ein Angebot im Volumen oberhalb des Schlichterspruchs erfolge, sei man zu Verhandlungen bereit. Zu ersten bundesweiten Streiks rief die IG BAU am13. und 14.05. auf. Sie stellt sich auf einen längeren Arbeitskampf ein und bedauert, dass dies auch an der Gesellschaft nicht spurlos vorbeigehen wird. Denn die Streiks werden Auswirkungen auf die Fertigstellung von Straßen, Brücken und Gebäuden aller Art haben.
In der 3. Warnstreikwoche haben die Tarifvertragsparteien nach einer ersten Sondierung und intensiven Verhandlungen einen Einigungsvorschlag erarbeitet. Er sieht nach einem Nullmonat (April) eine Erhöhung von 1,2/2,2 % West/Ost (Lohngruppe 1 jew. 2,2 %) sowie einen tabellenwirksamen Fest-
betrag von 230 €/Monat ab 01.05.24 vor. Ab 01.04.25 folgt eine Stufenerhöhung von 4,2/5,0 West/Ost (Lohngruppe 1 jew. 5,0 %). Eine weitere Stufenerhöhung von 3,9 % im Westen sowie die Anhebung der Löhne und Gehälter Ost auf das Westniveau soll ab 01.04.26 folgen. Damit wäre die Ost-West-Angleichung vollzogen.
Die Ausbildungsvergütungen sollen ab 01.05.24 im 1. Ausbildungsjahr bundeseinheitlich auf 1.080 € steigen. Damit soll die Attraktivität der Ausbildung gesteigert werden. Die weiteren Ausbildungsvergütungen werden ebenfalls erhöht. Ab 01.04.26 soll dann eine weitere Erhöhung von 3,9 % im Westen sowie auch hier die endgültige Angleichung Ost an das Westniveau folgen. Die Laufzeit wäre jeweils 3 Jahre, bis zum 31.03.27.
Laut IG BAU liege dieses Ergebnis im Volumen oberhalb des Schlichterspruchs, was ja auch ihre Forderung war und wofür gestreikt wurde.
Die zuständigen Gremien haben nun bis zum 14.06. Zeit diesem Vorschlag zuzustimmen bzw. ihn abzulehnen. Bis dahin werden die Streiks ausgesetzt.
Die Bundestarifkommission der IG BAU stimmte am 05.06. dem Einigungsvorschlag mit großer Mehrheit zu.
Am 14.06. sprachen sich auch die Arbeitgeber für die Annahme des Einigungsvorschlages aus. Somit können die Tarifverträge rückwirkend zum 01.04. in Kraft treten.
Die am 30.01. vom Hauptvorstand der IG BCE einstimmig beschlossene Forderungsempfehlung für die diesjährige Tarifrunde der Beschäftigten in der Chemischen Industrie liegt bei einer Erhöhung der Entgelte von 6,0 bis 7,0 %, mehr tariflichem Schutz für Gewerkschaftsmitglieder sowie einer Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages. Die Entgelttarifverträge laufen zum 30.06. aus, damit endet auch die Friedenspflicht.
Nach den Forderungsdiskussionen in den Betrieben wurde am 10.04. die endgültige Forderung durch die Bundestarifkommission der IG BCE beschlossen. Sie beinhaltet eine Anhebung der Entgelte um 7,0 %, eine Besserstellung und Wertschätzung von Mitgliedern sowie die ebenfalls in der Empfehlung ausgesprochene Modernisierung des Bundesentgelttarifvertrages nach einem von der IG BCE entwickelten 8-Punkte-Plan. Dieser soll u.a. gewährleisten, dass zukünftig veränderte Tätigkeiten, Anforderungen und Qualifikationen im Entgeltgruppenkatalog aufgenommen werden und für mehr Fairness, bessere Entwicklungsmöglichkeiten und weniger Bürokratie sorgen.
Im April und Mai fanden die ersten Verhandlungen in den Regionen statt. Diese endeten ebenso ergebnislos wie die 1. Verhandlung auf Bundesebene am 14./15.05. Die 2. Verhandlungsrunde brachte erneut keine Annäherung, so dass die IG BCE zu bundesweiten Aktionstagen am 18./19.06. aufrief. Tausende Beschäftigte machten sich bei Kundgebungen in den Betrieben für die Forderungen stark und verlangten ein Einlenken der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen.
In der 3. Verhandlungsrunde am 27.06. kam es zu einem Ergebnis. Nach 2 Nullmonaten (Juli und August) steigen die Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 2,0 % ab 01.09.24 und um weitere 4,85 % ab 01.04.25. Möglichkeit zur Verschiebung der Stufenerhöhung aus wirtschaftlichen Gründen bis zu 3 Monaten möglich. Die Laufzeit beträgt 20 Monate bis zum 28.02.26. Der Bundesentgelttarifvertrag wird bis 2030 schrittweise modernisiert. Für IG BCE Mitglieder gibt es ab 2025 dauerhaft einen Freistellungstag pro Jahr, zusätzlich erhalten langjährige Mitglieder einen zusätzlichen freien Tag bei speziellen Jubiläen.
Am 11.03. fand in Berlin die 1. Verhandlung in der Tarifrunde für die Beschäftigten in der Druckindustrie statt. Ver.di ging mit einer Forderung von 12,0 % mehr Lohn und Gehalt in die Verhandlung. Die Arbeitgeber legten kein Angebot vor und die Verhandlung endete ergebnislos.
In der 2. Verhandlungsrunde am 21.03. legten die Arbeitgeber ein Angebot vor. Laut diesem sollten die Löhne und Gehälter zum 01.06. um 2,0 % und zum 01.06.25 um weitere 1,0 % steigen. Die Laufzeit sollte 24 Monate betragen. Die ver.di-Verhandlungskommission wies dieses Angebot als völlig unzureichend zurück, da es massiven Reallohnverlust bedeutet hätte.
Die Friedenspflicht endete am 31.03. und seitdem gab es zahlreiche Warnstreiks.
Die 3. Verhandlungsrunde am 16.04. in Berlin brachte keine Bewegung – die Arbeitgeberseite legte kein weiteres Angebot vor und ver.di blieb bei ihrer Forderung. Die Verhandlungen wurden auf die 4. Tarifrunde am 07.05. vertagt, welche ebenfalls ohne Ergebnis endete. Ver.di erhöhte den Druck durch weitere Streiks in den Betrieben.
Die 5. Verhandlungsrunde am 03.06. brachte abermals keinen Abschluss. Die Forderung der Beschäftigten nach einer deutlichen und dauerhaft wirksamen Erhöhung der Vergütungen konnte nicht erreicht werden.
Am 21.06. konnte ver.di in der 6. Verhandlungsrunde ein Ergebnis erzielen: Nach vier Nullmonaten (März - Juni) 3,9 % ab 01.07.24, 2,0 % Stufenerhöhung ab 01.07.25, 1,9 % weitere Stufenerhöhung ab 01.03.26. Erhöhung der Gehaltsgruppen auf mind. 13 €/Std. Die Laufzeit beträgt 29 Monate bis zum 31.07.2026. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich in zwei Schritten um jeweils 6,0 %.
Die ver.di-Tarifkommission hat diesem Verhandlungsergebnis auf Grundlage einer Mitgliederumfrage am 17.07. zugestimmt.
Bisherige Berichterstattung unter Tarifrunde 2023 - Aktueller Überblick
Der letzte Einigungsversuch in 2023 fand am 28.12. in Hamburg statt und endete ohne Ergebnis. Das vorliegende, unveränderte Arbeitgeberangebot bedeutet lt. ver.di für die Beschäftigten einen Reallohnverlust und ist damit nicht abschlussfähig.
Aufgrund des weiter andauernden Tarifkonflikts empfehlen der Handelsverband Deutschland (HDE) und seine Landesverbände ihren tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen die Vergütungen um bis zu 10,0 % anzuheben (Pressemeldung vom 06.03.24). Die freiwillige Erhöhung soll dann mit einem späteren Tarifabschluss verrechnet werden. Für Mitgliedsunternehmen, die bereits im vergangenen Jahr auf Grundlage einer vorhergehenden Verbandsempfehlung die Vergütungen erhöht haben, gilt, dass dann dort nur noch eine Anhebung in Höhe der Differenz zulässig ist.
Nach mehr als 12 Monaten haben sich ver.di und Arbeitgeber am 8. Mai für die Einzelhandelsbeschäftigten in Hamburg auf einen ersten Abschluss verständigen können. Dieser sieht bei einer Laufzeit von 36 Monaten bis zum 30.04.26 eine dreistufige Erhöhung der Vergütungen vor: nach 5 Nullmonaten (Mai - September 2023) 5,3 % ab 01.10.23, 4,7 % Stufenerhöhung ab 01.05.24, 40 €/Monat in allen Gr. zzgl. 1,8 % weitere Stufenerhöhung ab 01.05.25. Die Ausbildungsvergütungen werden überproportional angehoben. Des Weiterern erhalten die Beschäftigten zum 01.06.24 eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 € und ab Januar 2025 erhöht sich der AG-Beitrag zur Altersvorsorge um 120 € auf 420 €/J. Mit dem Abschluss, so ver.di, werden nun hoffentlich auch die Arbeitgeber in den anderen Tarifgebieten ihre Blockadehaltung aufgeben.
Bei den Verhandlungen am 17.05. in Rheinland-Pfalz konnte ver.di ebenfalls eine Einigung mit den Arbeitgebern erzielen, analog dem Ergebnis in Hamburg, jedoch abweichend mit einem materiell besseren Ergebnis bei der Inflationsausgleichszahlung für Teilzeitbeschäftigte. Aufgrund dieser Abweichung haben die Arbeitgeber tagsdrauf den Abschluss widerrufen. Ver.di vermutet dahinter die Befürchtung der Arbeitgeber der Bundesländer, in denen es noch keinen Abschluss gibt, die materielle Besserstellung aus Rheinland-Pfalz übernehmen zu müssen.
Zwischen dem 21. Mai und dem 12. Juni konnte der Hamburger Abschluss in weiteren Tarifgebieten übernommen werden, u. a. in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern. In der Nacht zum 4. Juli konnte ver.di dann auch in den letzten verbliebenen Tarifgebieten Berlin und Brandenburg einen Abschluss erreichen. Damit, so ver.di, geht eine der längsten und härtesten Tarifrunden im Einzelhandel zu Ende.
Die ver.di-Tarifkommission hat am 08.01. auf Basis u. a. der Mitgliederbefragung die Forderungen für die Beschäftigten der Energiewirtschaft NRW (GWE-Bereich) beschlossen. Erhöhung der Entgelte/ Ausbildungsvergütungen um 13,5 %, mind. jedoch 550 €/Mon. bzw. 275 €/Mon. in allen Ausbildungsjahren mit einer Laufzeit von jeweils 12 Monaten. Der aktuelle Vergütungstarifvertrag läuft Ende Januar aus. Weiterhin wird eine ver.di-Mitgliedervorteilsregelung sowie die Wahlmöglichkeit zwischen einer Vergütungserhöhung und Reduzierung der Arbeitszeit gefordert. Als Verhandlungstermine wurden der 02./13.und 26.02. vereinbart.
In der 2. Verhandlungsrunde am 13.02. konnte eine Einigung erzielt werden. Erhöhung von 6,5 % ab 01.02.24, 3,7 % Stufenerhöhung ab 01.01.25, Laufzeit 23 Monate bis 31.12.25. Die Ausbildungsvergütungen werden um 3,0 % in allen Ausbildungsjahren erhöht. Ver.di wird nun in einer Mitgliederbefragung über die Annahme/Ablehnung entscheiden lassen.
73 % der ver.di-Mitglieder stimmten für die Annahme des Ergebnisses.
Gebäudereinigerhandwerk, 489.300 Arb. (IG BAU)
Die Bundestarifkommission der IG BAU hat Ende April ihre Forderungen vorgestellt. Demnach soll der Lohn in allen Lohngruppen um 3,00 €/Std. erhöht werden, bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Weiterhin soll es ein 13. Monatsgehalt für alle Gewerkschaftsmitglieder geben. Der derzeit gültige Lohn-TV ist kündbar zum 31.12..
Die 1. Verhandlungsrunde am 18.06. endete ergebnislos. Die Arbeitgeberseite wies die Forderungen zurück. Die Inflation normalisiere sich und die Auftragslage für Reinigungsdienstleistungen sei zurückhaltend. Im Gegenzug argumentierte die IG BAU, die Beschäftigten hätten bis dato im Vergleich zu anderen Branchen keine Inflationsausgleichsprämie erhalten und rund 500.000 Beschäftigte, vorwiegend Frauen, erhielten lediglich den Branchenmindestlohn von 13,50 €/Std.
Auch die 2. Verhandlungsrunde am 11.09. verlief ergebnislos. Es wurde seitens der Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt.
In der 3. Verhandlungsrunde vom 24.10. legte die Arbeitgeberseite, der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks, ihr Angebot vor. Die Tarifkommission des Verbandes unterbreitet zum 01.01.2025 eine Erhöhung von 3,7 % und zum 01.01.2026 eine weitere Erhöhung um 2,5 %. Ein 13. Monatseinkommen für Gewerkschaftsmitglieder wurde abgelehnt. Laut IG BAU seien mit diesem Angebot weder die zurückliegenden, noch die zukünftigen Preissteigerungen der Lebenshaltungskosten ausgeglichen.
Am 15.11., in der 4. Verhandlungsrunde, einigten sich die Bundestarifkommission der IG BAU mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks auf einen Abschluss der Tarifverhandlungen. Demnach gibt es für alle Lohngruppen ab 01.01.2025 eine Erhöhung um 0,75 €/Std.. Eine Ausnahme bilden die Lohngruppen 6 und 7, die 0,95 €/Std. erhalten. Ab 01.01.2026 erfolgt eine zweite Erhöhung um 0,75 €/Std. für alle Lohngruppen. Die Laufzeit beträgt 24 Monate bis zum 31.12.2026. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich ab dem 01.01.2025 um 100/115/100 €/Monat im 1./2./3. Ausbildungsjahr. Zudem wurde vereinbart, ab November 2025 über eine dauerhafte Jahressonderzahlung für Gewerkschaftsmitglieder zu verhandeln. Die Erklärungsfrist endet am 29.11.
Bisherige Berichterstattung unter Tarifrunde 2023 - Aktueller Überblick
Der letzte Einigungsversuch in 23 fand am 01.12. in Nordrhein-Westfalen statt, wo die Arbeitgeberseite in Sondierungen eine Erhöhung von 7,0 % ab 01.12.23 zusätzlich eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 € unterbreitet hatte. Für Mai dieses Jahres war eine weitere Erhöhung von 3,1 % und eine Inflationsausgleichsprämie von 200 € vorgesehen. Die Gewerkschaft lehnte dies ab und die Arbeitgeberseite brach die Gespräche in den anderen Bundesländern vorerst ab.
Die 9. Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen (25.01.) brachte kein verbessertes Angebot, weshalb die Gewerkschaft bundesweit regelmäßige Streikaktionen durchführte.
In Bayern fand am 22.03. die 10. Verhandlungsrunde statt und die Arbeitgeberseite beharrte weiterhin auf ihr Angebot vom Juli 23. Die Gewerkschaft weitete die Streikwelle aus. Auf Grund des andauernden Tarifkonfliktes erhöhten diverse Arbeitgeber freiwillig die Vergütungen um bis zu 10,0 %, die mit einem künftigen Abschluss verrechnet werden würde. Ein weiterer Einigungsversuch in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern endete am 30.04. ohne einen Abschluss. Am 14.06. ging die Tarifverhandlung in Bayern mit der 11. Runde ohne Einigung zu Ende.
Seit mehr als 12 Monaten hatten die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel auf einen Tarifabschluss gewartet. Am 18.06. wurde in Bayern der 1. Abschluss erzielt. Dieser sieht bei einer Laufzeit von 36 Monaten bis zum 30.04.26 eine dreistufige Erhöhung der Vergütungen vor: nach 5 Nullmonaten (Mai - September 23) 5,1 % ab 01.10.23, 5,0 % Stufenerhöhung ab 01.05.24, 2,0 % weitere Stufenerhöhung ab 01.05.25. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich in allen Ausbildungsjahren um jeweils 60 €/Mon. zum 01.09.23/24/25. Des Weiteren erhalten die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie von 1.000 €, zahlbar bis spätestens 30.09.24. Ab Mai 25 erhöht sich der AG-Beitrag zur Altersvorsorge um 480 € auf 636 €/J.
Das Tarifergebnis wurde zwischenzeitlich in vielen weiteren Tarifgebieten übernommen.
Die in diesem Jahr vom Hauptvorstand der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) beschlossene Forderungsempfehlung liegt bei 8,0 bis 10,0 %, die Einstiegslöhne für Fachkräfte sollen mindestens 3.000 €/Mon. betragen, alle anderen Entgeltgruppen sollen entsprechend prozentual steigen. Die Ausbildungsvergütungen sollen, je nach Ausbildungsjahr, zwischen 150 und 200 €/Mon. angehoben werden.
Die 1. Verhandlungsrunde in Sachsen (07.02.) endete ergebnislos.
Der Arbeitgeberverband legte in der 2. Verhandlungsrunde in Sachsen (06.03.) ein 1. Angebotvor, welches von der Gewerkschaft abgelehnt wurde. Dieses sah, bei einer Laufzeit von 40 Monaten, eine Erhöhung von 3,0 % zum 01.06., weitere 4,0 % jeweils zum
In Bayern (13.05.) wurden in der 1. Verhandlungsrunde die Gespräche vorerst abgebrochen. Gründe dafür waren unter anderem die geforderte Lohnerhöhung von 14,5 % sowie die lange Laufzeit der Verträge. Die Gewerkschaft bereite sich nun auf Aktionen bis hin zu Warnstreiks vor. Laut DEHOGA würde man an den Verhandlungstisch zurückkehren, sobald eine realistischere Forderung vorläge.
In Sachsen konnte die NGG in der 3. Verhandlungsrunde am 14.06. einen Tarifabschluss erzielen. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten bis zum 31.12.26 wurde unter anderem eine dreistufige Erhöhung abgeschlossen. Nach 5 Nullmonaten (Januar - Mai) erhöhen sich die Vergütungen um 7,0 % ab 01.06.24 und um jeweils weitere 5,0 %ab
In der 2. Verhandlungsrunde am 03.07. in Bayern kam trotz eines Angebotes des Arbeitgeberverbands keine Einigung zustande. Ein Abschluss konnte dann allerdings in der 3. Verhandlungsrunde (25.07.) erzielt werden: nach 3 Nullmonaten (April - Juni) 4,9 % ab 01.07.24, 4,5 % Stufenerhöhung ab 01.04.2025, 4,9 % weitere Stufenerhöhung ab 01.08.2025 bei einer Laufzeit von 29 Monaten bis zum 31.08.26. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten zum 01.08.24 eine Inflationsausgleichsprämie von 400 €. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich zum 01.08.24/01.04.25/01.08.25 um 100/30/30 €/Monat in allen Ausbildungsjahren. Des Weiteren erhalten die Auszubildenden 2 bezahlte freie Tage vor den schriftlichen Abschlussprüfungen und ein 29 Euro-Ticket, das vom Arbeitgeber bezahlt wird.
Am 31.03. endet die Laufzeit der Entgelttarifverträge für die Beschäftigten in der Leiharbeit. Bereits am 15.12.23 fand die 1. Tarifverhandlung zwischen der DGB-Tarifgemeinschaft und dem Gesamtverband der Personaldienstleister e.V. (GVP) für die neu auszuhandelnden Entgelte statt. Der GVP legte kein Angebot vor, mit Hinweis auf die derzeitig und zukünftig wirtschaftlich schlechte Situation. Die DGB-Tarifgemeinschaft fordert ab dem 01.04. eine Erhöhung von 8,5 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
Am 29.01. fand die 2. Tarifverhandlung statt, in der der GVP folgendes Angebot machte: Erhöhung der Entgelte ab 01.01.25 um 3,3 % bei einer Laufzeit von 24 Monaten bis Ende März 2026. Dies wiesen die
Gewerkschaftsvertreter:innen zurück, worauf die GVP einräumte, dass eine Erhöhung in 2024 nicht ausgeschlossen sei und sie sich einen Abschluss vorstellen könne, bei dem der Abstand zum Mindestlohn erhöht werden würde.
Am 29.02. startete der Auftakt zur 3. Tarifverhandlung und führte am 01.03. zu folgendem Ergebnis: nach 6 Nullmonaten (April - September) gibt es eine Entgelterhöhung von 3,7 % ab 1.10. und weitere 3,8 % ab 01.03.25, jeweils im Durchschnitt. Die Laufzeit beträgt 18 Monate bis zum 30.09.25. Die Jahressonderzahlungen werden ab dem 01.01. und auch zukünftig tarifdynamisch auf Basis der Entgeltgruppe 4 angepasst.
Die Tarifverhandlungen 2024 in der Metall- und Elektroindustrie starten am 11. September. Nach der Forderungsempfehlung durch den IG Metall-Vorstand und den anschließenden weiteren Diskussionen und Forderungsbeschlüssen in den regionalen Tarifkommissionen, hat der IG Metall-Vorstand am 9. Juli die endgültigen Forderungen für die Tarifrunde 2024 beschlossen. Die IG Metall fordert eine Lohnerhöhung von 7,0 % sowie eine monatliche Erhöhung von 170 Euro für Auszubildende bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Diese Forderungen basieren auf einer Umfrage unter 318.000 Beschäftigten, die ihre gestiegenen Lebenshaltungskosten und den Verlust an Kaufkraft ausgleichen wollen. Des Weiteren sollen die unteren Entgeltgruppen mit einer sozialen Komponente besonders berücksichtigt werden. Außerdem soll eine Verbesserung und Weiterentwicklung der Anspruchsmöglichkeiten für die tarifliche Freistellungszeit erreicht werden. Die Verhandlungen starten im September, die Friedenspflicht endet am 28. Oktober. Obwohl die Inflation gesunken ist, bleiben die Preise hoch. Die IG Metall argumentiert, dass nur höhere Vergütungen die Kaufkraft stärken und so den privaten Konsum sowie das Wirtschaftswachstum ankurbeln können. Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche sieht die IG Metall die geforderten Erhöhungen als machbar an. Viele Unternehmen erzielten weiterhin Gewinne, und die Lohnkosten machten 2023 nur 16,1 Prozent der Gesamtkosten in der Branche aus.
Die 1. Verhandlungsrunden, die zwischen dem 11. und 16. September stattfanden, verliefen ohne nennenswerte Fortschritte. Vor den Verhandlungen demonstrierten tausende Beschäftigte, darunter 1.300 Metallerinnen und Metaller in Hamburg und 5.000 in München. Die IG Metall bekräftigte ihre Forderungen. Trotz des Inflationsrückgangs sieht sie weiterhin hohe Belastungen für Beschäftigte, insbesondere in den unteren Einkommensgruppen. Sie lehnt eine Nullrunde ab und pocht auf eine Stärkung des Konsums zur Stabilisierung der Wirtschaft. Die Arbeitgeberseite legte kein Angebot vor. Das aber fordert die IG Metall für die nächste Verhandlungsrunde ein.
Die 2. Verhandlungsrunden begannen am 15. Oktober in den Tarifgebieten Küste, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern und endeten am 21.10. in Niedersachsen und Thüringen. Hier legten die Arbeitgeber schließlich ein erstes Angebot vor, das nach 9 Nullmonaten (Oktober 2024 - Juni 2025) eine gestaffelte Erhöhung von 1,7 und 1,9 % ab Juli 2025 bzw. 2026 vorsah. Die Laufzeit betrug 27 Monate bis Dezember 2026. Zudem signalisierten die Arbeitgeber Gesprächsbereitschaft bezüglich einer überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütungen und zusätzlicher Freistellungstage. Konkrete Zusagen blieben jedoch aus. Im Gegenzug forderten sie eine dauerhafte automatische Differenzierung sowie eine Ausweitung des Differenzierungsvolumens. Die IG Metall lehnte das Angebot als unzureichend ab.
Zwischen dem 29.10. und 05.11. fanden die 3. Verhandlungsrunden statt, in denen jedoch keine weiteren Annäherungen erzielt werden konnten. Die Arbeitgeber beharrten auf ihrem bisherigem Angebot. Die IG Metall kritisierte dieses als unzureichend und forderte deutliche Nachbesserungen, einschließlich spürbarer Erhöhungen und einer kürzeren Laufzeit. Angesichts der ergebnislosen Gespräche plant die IG Metall, die Warnstreiks landesweit fortzusetzen, um den Druck zu erhöhen. Ein entscheidender Lösungsversuch ist für den 11. November in Hamburg vorgesehen, bei dem die IG Metall-Bezirke Bayern und Küste gemeinsam eine produktive Lösung mit den Arbeitgebern finden sollen.
In der 4. Verhandlungsrunde am 11./12. November hat die IG Metall für die Tarifgebiete Bayern und Küste einen Pilotabschluss erreicht; der IG Metall-Vorstand empfiehlt die Übernahme des Ergebnisses in allen Tarifgebieten. Die Vereinbarung umfasst eine Einmalzahlung, Tabellenerhöhungen sowie zusätzliche Freistellungsmöglichkeiten. Danach erhalten die Beschäftigten eine Pauschalzahlung von 600 Euro, zahlbar bis Anfang Februar 2025. Ab April 2025 steigen die Gehälter um 2,0 % und ab April 2026 um weitere 3,1 %. Die Ausbildungsvergütungen steigen überproportional um 140 Euro ab Januar 2025 und weiteren 3,1 % ab April 2026. Die Laufzeit der Vergütungstarifverträge beträgt 25 Monate bis zum 31.10.26. Des Weiteren wird das jährliche Zusatzgeld (T-ZUG B/Zusatzbetrag) ab 2026 um 8,0 Prozentpunkte auf 26,5 % des Eckentgelts erhöht, was insbesondere den unteren Entgeltgruppen zugutekommt. Der Abschluss sieht außerdem eine Ausweitung der T-ZUG-Freistellungsoption vor, die nun auch Teilzeitbeschäftigten offensteht. U. a. können Beschäftigte mit Betreuungs- und Pflegeverpflichtungen ab 2025 häufiger die Wahl zwischen Geld und zusätzlichen freien Tagen nutzen. Betriebe in schwierigen wirtschaftlich Situationen haben in 2025 und 2026 die Möglichkeit das Transformationsgeld zu differenzieren (Auszahlung verschieben oder Wegfall). Die Erklärungsfrist endet am 28. November. In der Tarifrunde haben sich mehr als 620.000 Beschäftigte an begleitenden Warnstreiks beteiligt.
Die ver.di-Bundestarifkommission bereitet die Tarifrunde 2025 für den öffentlichen Dienst, Bund und Gemeinden, vor. Dazu wurde zur Forderungs-
aufstellung eine Beschäftigtenbefragung gestartet, die noch bis zum 27.09. läuft. Laut ver.di stehe neben einer Entgelterhöhung auch das Thema Arbeitszeit zur Diskussion. Zu diesem Thema hatte ver.di schon zuvor eine Befragung durchgeführt.
Am 09.10. hat dann die ver.di-Bundestarifkommission die Forderungen beschlossen. Die Entgelte sollen im Volumen um 8,0 %, mindestens
350 €/Monat steigen bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Weitere Forderungen sind u. a. höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten, Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 200 €/Monat in allen Ausbildungsjahren und unbefristete Übernahme der Ausgebildeten sowie deren Eingruppierung in Erfahrungsstufe 2, 3 zusätzliche freie Tage zum Ausgleich der zunehmenden Arbeitsbelastung sowie einen weiteren zusätzlichen freien Tag für Gewerkschaftsmitglieder. Neuabschluss eines Altersteilzeittarifvertrages mit Bevorzugung für Beschäftigte in besonders belastenden Berufen, eine bezahlte Pause in der Wechselschicht für Arbeitnehmer:innen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.
Außerdem wird für mehr Zeitsouveränität und Flexibilität die Einführung eines „Meine-Zeit-Konto“ gefordert. Hierüber sollen die Beschäftigten selbst verfügen können und z. B. die Wahlmöglichkeit erhalten, ob sie die abgeschlossene Entgelterhöhung in Geld oder Zeit erhalten möchten. Auch soll die Möglichkeit gegeben werden, weitere Vergütungsbestanteile dort zu buchen. Das Konto soll zur Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit, für zusätzliche freie Tage oder längere Freistellungsphasen genutzt werden können.
Ver.di will mit diesen Forderungen insbesondere die Kaufkraft und damit die Binnennachfrage stärken. Die deutliche Erhöhung der Einkommen soll dazu beitragen, dass der öffentliche Dienst im Wettbewerb um Arbeitskräfte mithalten könne. Die Beschäftigten würden die Folgen unbesetzter Stellen und Personalknappheit immer mehr spüren. Es müsse alles getan werden, um diesen durch höhere Einkommen, mehr Zeitsouveränität und Entlastung attraktiver zu machen.
Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) reagierte auf die Forderungen u. a. damit, dass diese überzogen seien und die Handlungsfähigkeit der Kommunen gefährde.
Ver.di führt die Tarifverhandlungen gemeinsam mit der GdP, der GEW und der IG BAU. Verhandlungstermine wurden für den 24.01.25, 17./18.02.25, 14./15./16.03.25 vereinbart.
Zur Steigerung der Attraktivität der Branche in NRW sowie zur Entlastung der Beschäftigten durch verbesserte Arbeitsbedingungen ging ver.di am 06.12.23 in die 1. Verhandlungsrunde zur Modernisierung der Manteltarifverträge. Die Forderungen umfassen eine Erhöhung des Urlaubsgeldes (von 14 €/TU auf 100 % eines ME), der Urlaubsdauer (um 3 AT) sowie die Überarbeitung der Bestimmungen für Mehr-, Nachtarbeit sowie Sonn- und Feiertagsarbeit. Die Verhandlung endete ergebnislos. Ver.di wies das Angebot der Arbeitgeber zurück und rief am 07.12.23 zu ersten Warnstreiks auf.
Aufgrund der zähen Terminfindung seitens der Arbeitgeber zur Fortsetzung der Verhandlungen, kündigte ver.di Ende Januar die Ausweitung der Warnstreiks an, um die Arbeitgeber an den Verhandlungstisch zurückzuholen. Die 2. Verhandlungsrunde fand daraufhin am am 15.02. statt, blieb aber ergebnislos, da die Arbeitgeber lediglich ein marginal verbessertes Angebot vorlegten. Das Angebot umfasste lt. ver.di eine leichte Anhebung des Urlaubsgeldes. Zu allen weiteren Forderungen gab es kein Angebot.
In der 3. Verhandlungsrunde am 19.03., in der es ebenfalls zu keiner Einigung kam, ging es erstmals auch um die Erhöhung der Vergütungen, um die realen, inflationsbedingten Einkommensverluste der Beschäftigten auszugleichen. Der Lohn- und Gehaltstarifvertrag läuft am 30.04. aus. Ver.di fordert 15,0 % mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 400 €/Mon., bei einer Laufzeit von 12 Monaten.
Nach 2 weiteren Verhandlungsrunden, die ebenfalls ergebnislos blieben, kam es in der 6. Verhandlungsrunde am 30.04. zu folgender Einigung: nach 5 Nullmonaten (Mai - September) 5,7 % ab 01.10.24, 4,3 %, mind. aber 120 €/Mon. Stufenerhöhung ab 01.10.25, 4,0 %, mind. 120 €/Mon. weitere Stufenerhöhung ab 01.10.26. Die Laufzeit beträgt 34 Monate bis zum 28.02.27. Des Weiteren umfasst die Einigung Verbesserungen beim Urlaubsgeld, der Urlaubsdauer sowie bei den Zuschlägen.
Für die Beschäftigten der Süßwarenindustrie stellt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten eine bundesweite Forderung auf. Dabei wird eine Erhöhung der Entgelte um 9,9 %, jedoch mindestens 360 €/Mon. für alle Entgeltgruppen gefordert. Die Entgelttarifverträge sollen eine Laufzeit von 12 Monaten haben.
Die 1. Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen endete am 26.06. ohne Abschluss. Die Arbeitgeberseite bot, bei einer Laufzeit von 24 Monaten, eine Erhöhung an, die über der aktuellen Inflationsrate von 2,4 % liegen solle. Ebenso soll die betriebliche Altersvorsorge gestärkt werden. Die Gewerkschaft ruft bundesweit zu Warnstreiks auf.
Am 04.09. endete die 2. Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen trotz verbesserten Angebots ergebnislos. Die Arbeitgeber haben, bei einer Laufzeit von 24 Monaten, eine Erhöhung von 2,8 % zum 01.07. und eine Stufenerhöhung von 2,2 % ab dem 01.07.2025 angeboten.
Die 3. Verhandlungsrunde in Nordrhein-Westfalen ist am 07.10. ergebnislos beendet worden.
In der 4. Verhandlungsrunde am 14.11. kam es zu einem Ergebnis. Nach 4 Nullmonaten (Juli bis Oktober) steigen die Entgelte um 5,0 %, mindestens jedoch 152 €/Mon. ab 01.11.24 und um weitere 2,5 % ab 01.10.25. Die Laufzeit beträgt 22 Monate bis zum 30.04.26. Die Ausbildungsvergütungen erhöhen sich um 100 € pro Ausbildungsjahr zum 01.11.24 und um weitere 50 € pro Ausbildungsjahr zum 01.10.25. Des Weiteren erhalten die Beschäftigten zum 01.12.24 eine Inflationsausgleichsprämie von 810 €.
Auf Basis einer Beschäftigtenbefragung beschloss die IG Metall für die Textilindustrie Ost folgende Forderung für die diesjährige Tarifrunde: Erhöhung der Entgelte um 8,5 % bei einer Laufzeit von 12 Monaten, Erhöhung von Weihnachts- und Urlaubsgeld auf 100 Prozent, eine Inflationsausgleichsprämie als soziale Komponente, die Fortführung der Altersteilzeitregelung und mehr Geld für die Auszubildenden.
Die 1. Verhandlung am 08. Mai ging ergebnislos zu Ende. Das Angebot der Arbeitgeber hätte auf das Jahr gerechnet, lediglich eine Lohnanpassung von 1,0 % vorgesehen. Die IG Metall lehnte das Angebot ab.
Die 2. Verhandlungsrunde am 22. Mai brachte keine Bewegung. Die Arbeitgeber blieben in ihrem Angebot im Volumen gleich wie bei der ersten Verhandlung Anfang Mai, nur die Reihenfolge war eine andere: 3,0 % für 2004 und zu Beginn des nächsten Jahres noch einmal 3,3 % sowie ein kleiner Schritt am Ende der Laufzeit. Aus Sicht der IG Metall stellt das keine Kompensation der Inflation dar und auch keinen Schritt in Richtung Angleichung von Ost und West. Die Verhandlung wurde von einer Protestaktion der Beschäftigten begleitet.
Im 3. Verhandlungstermin am 7. Juni kam es zu einer Einigung. Nach einem Nullmonat (Juni) und Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von jeweils 500 € im Juli und August sowie 250 € im September, 5,0 % ab 01.10.24, 2,0 % Stufenerhöhung ab 01.03.25, weitere Stufenerhöhung von 1,5 % ab
Am 21. Juni legte die VW-Tarifkommission ihre Forderungen für die anstehende Tarifrunde 2024 fest. Sie fordert eine Erhöhung der Entgelte von 7,0 % bei einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten. Auch die Auszubildenden und dual Studierenden sollen profitieren: Ihre Vergütungen sollen um 170 Euro pro Monat steigen. Zusätzlich wird eine soziale Komponente gefordert, um die unteren Entgeltgruppen besserzustellen. Begründet wird die Forderung mit der schwachen Binnenkonjunktur und der aktuellen Kaufzurückhaltung. Um die Wirtschaft anzukurbeln, müsse der Konsum wieder stärker in den Vordergrund rücken. Zum 30. November sind die relevanten Vergütungstarifverträge kündbar, die Friedenspflicht endet zeitgleich ebenafalls am 30. November.
Ausgelöst durch die Ankündigung des VW-Vorstands den laufenden Sparkurs zu verschärfen, steht die Tarifrunde unter schwierigen Vorzeichen. Der Konzern teilte mit, dass das im Jahr 2023 gestartete Programm zur Kostensenkung nicht ausreiche. Um die Kernmarke vor roten Zahlen zu bewahren, seien zusätzliche Einsparungen in Milliardenhöhe notwendig. Damit sind auch betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen nicht mehr ausgeschlossen.
Diese Ankündigung führte zu weiteren Spannungen: Anfang September kündigte VW verschiedene Tarifverträge, darunter auch den Tarifvertrag zur nachhaltigen Zukunfts- und Beschäftigungsentwicklung, der bislang Arbeitsplatz- und Standortgarantien sicherte. Angesichts dieser Entwicklungen drängte die IG Metall darauf, die ursprünglich für Mitte/Ende Oktober geplanten Tarifverhandlungen vorzuziehen. VW folgte dieser Forderung. Die erste Verhandlungsrunde findet somit bereits am 25. September statt.
Die 1. Verhandlung endete ohne Ergebnis. Die IG Metall kritisiert, dass das Unternehmen keine Verantwortung für Managementfehler, schwerwiegende Fehlentscheidungen der Vergangenheit oder die erheblichen finanziellen Belastungen durch den Dieselskandal übernimmt. Auch präsentierte VW bisher keine greifbaren Zukunftspläne. Stattdessen sollen die Beschäftigten die Kosten tragen. Über 3.000 Beschäftigte protestierten in Hannover gegen die Maßnahmen. Warnstreiks sind ab dem 1. Dezember möglich, sollte es vorher zu keiner Einigung kommen. Die Verhandlungen werden am 30.10. fortgesetzt.
In der 2. Verhandlungsrunde am 30. Oktober hat Volkswagen seine Bereitschaft signalisiert, langfristige Perspektiven für deutsche Standorte zu entwickeln, knüpft dies jedoch an drastische Einsparungsmaßnahmen. VW fordert u. a. eine pauschale Lohnsenkung von 10 %, eine Nullrunde in der Tarifrunde 2024 sowie Einschnitte bei Zulagen und den Boni der Tarif-Plus-Beschäftigten. Zudem sollen die jährlich angebotenen Ausbildungsplätze von 1.400 auf 600 reduziert und Jubiläumszahlungen gestrichen werden. Die IG Metall kritisiert diese Forderungen scharf und fordert, dass auch Anteilseigner zur Zukunftssicherung beitragen. Trotz dieses ersten Verhandlungsschritts ist noch keine Einigung in Sicht. Zur Vorbereitung der 3. Verhandlungsrunde am 21.11. verständigten sich die Tarifparteien darauf, technische Kommissionen zu den Themen Leiharbeit, Entgelt und Ausbildung einzusetzen.