Quelle: HBS
WSI-MitteilungenHofmann, Jörg : Aktive Lohnpolitik in Europa
WSI-Mitteilungen 4/2014, Seiten 311-313
Auf die Wirtschafts- und Finanzmarktkrise reagierten Europäische Kommission und nationale Regierungen mit einem neuen, Krisen verschärfenden System der wirtschaftlichen und einer einseitigen Austeritätspolitik. Löhne und Sozialleistungen gerieten zur zentralen Anpassungsvariable der derzeit noch bestehenden makroökonomischen Ungleichgewichte. Die Gewerkschaften in vielen Ländern Europas sehen sich bis heute einer interventionistischen Lohnkoordinierung nach unten ausgesetzt. Dieser angebotsorientierten Lohnkoordinierung muss eine nachfrageorientierte Lohnkoordinierung entgegengesetzt werden. Ihre Träger können allein die Gewerkschaften sein, flankiert durch staatliches Handeln gegen prekäre Beschäftigung und Stärkung von Tarifautonomie und Tarifbindung. Dennoch können die Gewerkschaften die europäische Krise nicht allein lösen. Eine Weiterentwicklung Europas hin zu einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion ist unabdingbar.
Abstract
The European Commission and national governments reacted to the economic and financial markets crises with a new, one-sided and crises intensifying austerity policy. Wages and social benefits became a central adjustment variable of the currently existing macroeconomic imbalance. Until today the trade unions in many European countries see themselves confronted with a downward-oriented interventionist wage coordination. This supply-side wage coordination must be countered by a demand-side coordination. Those responsible for this can only be the trade unions, supported by the state: taking action against precarious employment and strengthening collective bargaining autonomy and the binding effects of collective agreements. The trade unions cannot, however, solve the European crisis alone. Further development within Europe towards a monetary, economic and social union is indispensable.