Quelle: HBS
WSI-MitteilungenSchroeder, Wolfgang : Altenpflege zwischen Staatsorientierung, Markt und Selbstorganisation
WSI-Mitteilungen 3/2017, Seiten 189-196
Zusammenfassung
Durch den sozio-ökonomischen Strukturwandel wurde ein starkes Wachstum der frauendominierten Care-Arbeit in der Altenpflege befördert. Paradoxerweise ist die Altenpflege durch eine Ungleichzeitigkeit zwischen traditionellen Hilfsvorstellungen und modernen ökonomischen Logiken geprägt. Einerseits prägen in der Altenpflege wettbewerblich orientierte Akteure den Arbeitsmarkt, andererseits ist ein handlungsfähiges System selbstorganisierter, selbstbewusster kollektiver Akteure auf Seiten der Beschäftigten nur rudimentär vorhanden. Was hindert die Beschäftigen in der Altenpflege – etwa im Unterschied zu den Beschäftigten in Kindertagesstätten – daran, betriebliche und gewerkschaftliche Interessenvertretungen zu nutzen, um eine starke Selbstorganisation zu erreichen? Die zentrale These dieses Beitrages lautet, dass die bestehende Staatszentrierung von Arbeitgebern und Beschäftigten eine Gefahr für die notwendige Strategie der Selbstorganisation ist.
Abstract
Socio-economic structural change has promoted a marked increase in female-dominated care work in the area of care of the elderly. Paradoxically, care of the elderly is characterised by simultaneity between a traditional notion of help and modern economic logic. On the one hand, care of the elderly is shaped by competition-oriented labour market actors. But on the other hand, there is only a rudimentary system of self-organised, confident collective actors among the employees. What hinders employees in care of the elderly – for instance in comparison to employees in nursery schools – from taking advantage of works councils, or seeking trade union interest representation to achieve a stronger level of self-organisation? The central argument of this article is that the existing main focus on the state by employers and employees is seen as a threat to a necessary strategy of self-organisation.