Quelle: WSI
WSI-MitteilungenEberle, Hannah / Kessl, Fabian : Alternativen für soziale Teilhabe Das Potenzial spendenbasierter und freiwilliger Versorgungsangebote
DOI: 10.5771/0342-300X-2021-5-393
Seiten 393-403
Zusammenfassung
Die Sicherung sozialer Teilhabe liegt im Sozialstaat primär in öffentlicher Verantwortung. Doch diese Konstellation ist einer grundlegenden Transformation unterworfen. Der sich vollziehende Strukturwandel des Sozialstaats wird von einer Konjunktur spendenbasierter und freiwillig organisierter Versorgungsangebote – insbesondere Tafeln und Sozialkaufhäuser, aber auch medizinische Beratungsstellen oder digitale Tauschplattformen – begleitet. Diesen Angeboten wird das Potenzial zugeschrieben, eine Alternative für die soziale Teilhabe von Gesellschaftsmitgliedern bereitstellen zu können. Andere Positionen widersprechen dieser Einschätzung und sehen hier Lückenbüßer für eine zunehmend unzureichende sozialstaatliche Gewährleistung sozialer Teilhabe am Werk. In diesen Auseinandersetzungen wird bislang jedoch zu wenig zwischen den verschiedenen, heterogenen Angeboten unterschieden. Der Beitrag antwortet auf dieses Defizit mit einer systematischen Differenzierung zwischen mitleidsbasiert-wohltätigen, marktförmigen und selbstorganisiert-solidarischen Angeboten, die im Blick auf ihr Potenzial für soziale Teilhabe analysiert und reflektiert werden.
Abstract
The guarantee of social participation is a public responsibility of the welfare state. However, this constellation has recently undergone a fundamental transformation. This transformation has been accompanied by a boom in donation-based and voluntarily organised care services, such as food banks (“Tafeln”) and charity shops (“Sozialkaufhäuser”), but also medical advice centres and digital second-hand platforms. These offers are repeatedly attributed with the potential to provide opportunities for the social participation of citizens. Other positions contradict this assessment and see gaps in the increasingly inadequate welfare state guarantee of social participation. Although there is, so far, a lack of differentiation between such offers, only such a systematic differentiation would make it possible to assess their potential for social participation. The article undertakes an ideal-typical differentiation into offered support which is compassion based and charitable, as well as self-organised, solidarity-based and market oriented ; thus allowing reflection into their potential for social inclusion.