Hürtgen, Stefanie / Voswinkel, Stephan : Ansprüche an Arbeit und Leben – Beschäftigte als soziale Akteure
WSI-Mitteilungen 7/2016, Seiten 503–512
Zusammenfassung
Wünschen sich Beschäftigte gute Arbeitsbedingungen – oder beanspruchen sie sie? Der Beitrag erläutert, warum diese Unterscheidung fundamental ist in der Betrachtung der Handlungs- und Sinnorientierungen von Lohnabhängigen und ihrer Selbstkonstitution als soziale Akteure. Es wird aufgezeigt, dass Ansprüche an Arbeit nicht ohne den biografischen und gesellschaftlichen Lebenszusammenhang thematisiert werden können, sie sind immer stets „Ansprüche an Arbeit und Leben“. Schließlich wird dargelegt, dass wir derzeit von einer Verunsicherung selbstbewusster Anspruchshaltungen bei den sog. Normalbeschäftigten, also noch oft recht gut abgesicherten Arbeitnehmergruppen, ausgehen müssen. Allerdings ist diese Verunsicherung nicht zu verwechseln mit einer vermeintlichen Internalisierung neoliberaler Anrufungen. Eine solche Internalisierung findet sich in den Anspruchshaltungen der Beschäftigten gerade nicht wieder.
Abstract
Do employees want to have good working conditions – or do they demand them? The article argues that this makes a fundamental conceptual difference in the analysis of the orientation of employees and their self-constitution as social actors. Thus, we start with the distinction of “wishes” for and “expectations” of good working conditions. It is shown then that expectations made of work cannot be analysed without taking into account the biographical and social life; which are always and necessarily part of the demands made on work and life. At present, however, the self-confidence to make demands for good work has to be regarded as fundamentally unsettled, amongst those “normally” employed, i.e. in relatively stable employment. Yet, this uncertainty is not to be confused with the widely assumed internalisation of neoliberal invocations. It is precisely such internalisation that we do not find in the expectations of employees towards their work.