Quelle: WSI
WSI-MitteilungenSchulten, Thorsten / Behrens, Martin : Neue Institutionen braucht das Land. Arbeitskammern als Antwort auf die zunehmende Vertretungslücke in den deutschen Arbeitsbeziehungen?
DOI: 10.5771/0342-300X-2023-3-211
Seiten 211-220
Zusammenfassung
Ein rückläufiger Trend bei der Tarifbindung, der Verbreitung von Betriebsräten und dem gewerkschaftlichen Organisationsgrad haben im deutschen System der Arbeitsbeziehungen eine zunehmende Vertretungslücke hinterlassen. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag die Frage aufgeworfen, ob Arbeitskammern, wie sie als öffentlich-rechtliche Körperschaften mit Pflichtmitgliedschaft in Österreich und Luxemburg sowie in Bremen und dem Saarland existieren, einen Beitrag dazu leisten können, diese Vertretungslücke wieder zu schließen. Für eine solche Interpretation sprechen sowohl die umfangreichen Beratungsangebote der Kammern als auch die erheblichen zusätzliche Ressourcen für eine politische Interessenvertretung, die den Gewerkschaften eine stärkere Fokussierung auf ihre Kerngeschäfte erlauben könnten.
Abstract
The ongoing decline of collective bargaining coverage, the spread of works councils and union density have left an increasing representation gap in the German industrial relations system. Against this background, the article raises the question of whether chambers of labour, as they exist as public-law institutions with compulsory membership in Austria and Luxembourg as well as in the German federal states of Bremen and Saarland, can contribute to closing this representation gap. Such a perspective is supported by the extensive advisory services offered by these chambers as well as the considerable additional resources for political representation of interests, which could allow the trade unions to focus more strongly on their core business.