Quelle: WSI
WSI-MitteilungenKümmerling, Angelika : Arbeitszeiten in der Krise – Kein Bock oder keine Zeit für mehr Arbeit?
DOI: 10.5771/0342-300X-2023-4-321
Seiten 321-323
Zusammenfassung
Im Zuge des Fachkräftemangels werden Forderungen nach einer Verlängerung der Arbeitszeit laut. Während Arbeitgeberverbände längere Arbeitszeiten und eine Aufhebung der täglichen Höchstarbeitszeitgrenze zugunsten einer wöchentlichen fordern, sieht die Fachkräftestrategie der Bundesregierung u.a. vor, die Arbeitsbeteiligung von Frauen weiter zu erhöhen, auch durch das Gewähren von mehr Arbeitszeitflexibilität. Der Beitrag argumentiert anhand der Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit, bestehender Arbeitszeitwünsche und der Debatte um das Potential von Arbeitszeitflexibilität, dass Ansätze der Arbeitszeiterhöhung und -flexibilität allein zu kurz greifen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Hierfür bedarf es einer konzertierten Anstrengung auf unterschiedlichen Ebenen: Dazu zählen der Ausbau und die bessere Verzahnung flexibler arbeitnehmerbezogener Arbeitszeitinstrumente bei gleichzeitigem Schutz vor einer Reduzierung der Ruhephasen, die Umverteilung von Sorgearbeit und die Ablösung des herrschenden Vollzeit-Teilzeit-Dualismus zugunsten eines vollzeitnahen Arbeitszeitstandards sowie massive Investitionen in den quantitativen wie qualitativen Ausbau sozialer Dienstleistungen.
Abstract
In the wake of the shortage of skilled workers, there have been growing demands for longer working hours. While employers' associations are calling for longer working hours and the abolition of the maximum daily working time limit in favour of weekly working time, the German government's strategy provides, among other things, for a further increase in the participation of women in the labour force, also by granting more flexibility in working hours. Based on the development of female employment, existing working time preferences and the debate about the potential of working time flexibility, the article argues that approaches towards increasing working time and working time flexibility alone are not sufficient to counter the shortage of skilled workers. This requires a concerted effort at various levels: including the expansion and better integration of employee-oriented flexible working time instruments while at the same time protecting against a reduction in rest periods, the redistribution of care work and the replacement of the prevailing full-time/part-time dualism in favour of a full-time working time standard, as well as massive investments in the quantitative and qualitative expansion of social services.