Beicht, Ursula / Walden, Günter : Ausbildungsvergütungen in Deutschland als Ausbildungsbeihilfe oder Arbeitsentgelt
Zusammenfassung
WSI-Mitteilungen 5/2012, Seiten 338-349
Im Beitrag wird in einer empirischen Analyse die Frage untersucht, ob die Ausbildungsvergütungen in Deutschland eher als Entgelt für erbrachte Arbeitsleistungen oder als Ausbildungsbeihilfe aufgefasst werden können. Hierzu wird der Zusammenhang zwischen der Höhe der Vergütungen und einzelnen möglichen Einflussgrößen analysiert. Es zeigt sich, dass die von den Auszubildenden während der Ausbildung erbrachten produktiven Leistungen für die Festlegung der Höhe der Vergütungen keine Bedeutung haben. Stattdessen wird die Höhe der Ausbildungsvergütungen in starkem Maße durch Faktoren der Tarifbildung und ihrer Anwendung im Betrieb bestimmt. Insofern haben die Ausbildungsvergütungen in Deutschland – empirisch gesehen – weniger den Charakter eines Arbeitsentgelts, sondern sind eher als Ausbildungsbeihilfen anzusehen. Die durchschnittlichen Relationen zwischen Vergütungen und Fachkraftlöhnen sind in den einzelnen Wirtschaftszweigen ähnlich, zwischen einzelnen Betrieben gibt es aber beträchtliche Unterschiede.
Abstract
In this paper, we address the question whether apprenticeship pay in Germany can mainly be understood as a wage for productive work or as a financial aid for living. We therefore analyze the correlation between apprenticeship pay and relevant variables. We show that the amount of productive work performed by apprentices does not affect the pay. Rather, apprenticeship pay is strongly determined by collective bargaining and its implementation at the company where the apprentice is engaged. From an empirical point of view, apprenticeship pay has much more the character of a financial aid than of a wage compensation for work. The relationship between apprenticeship pay and the wage for skilled workers is, on average, similar for different economic branches but varies significantly between the single companies.