Quelle: WSI
WSI-MitteilungenHolst, Hajo / Niehoff, Steffen : Covid-19, soziale Klasse und Arbeitspolitik. Wie Arbeitnehmer*innen den Umgang ihres Arbeitgebers mit der Pandemie erleben
DOI: 10.5771/0342-300X-2022-2-87
Seiten 87-95
Zusammenfassung
Auf der Basis des Arbeitswelt-Monitors „Arbeiten in der Corona-Krise“ untersucht der Beitrag, wie abhängig Beschäftigte den arbeitspolitischen Umgang ihres Arbeitgebers mit der Pandemie erleben. Die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeberhandeln weist deutliche Klassenungleichheiten auf: Am geringsten ist sie unter Dienstleistenden und Produktionsarbeitenden – jenen Klassen, die unter den abhängig Beschäftigten am stärksten unter den negativen Arbeitsfolgen der Corona-Pandemie leiden. Die Differenzen in den Bewertungen des Umgangs der Arbeitgeber mit der Pandemie gehen jedoch nicht – das zeigt eine Regressionsanalyse – auf die besondere Betroffenheit der Klassen mit gesundheitlichen Risiken oder wirtschaftlichen Lasten zurück. Verantwortlich sind vielmehr Ungleichheiten in der Wahrnehmung der Arbeitspolitik der Arbeitgeber. Unabhängig von der Klassenlage bilden die Bewertungen der Corona-bezogenen Arbeitspolitik den wichtigsten Faktor für die Zufriedenheit der Beschäftigten mit dem Arbeitgeberhandeln in der Pandemie. Allerdings fühlen sich Dienstleistende und Produktionsarbeitende seltener gut informiert als die anderen Klassen, erfahren seltener Beteiligungsmöglichkeiten, empfinden die Lastenverteilung im Unternehmen seltener als gerecht und sehen sich häufiger von ihrem Arbeitgeber nicht angemessen vor einer Infektion geschützt.
Abstract
Based on the Working World Monitor “Working in the Corona Crisis” (Arbeiten in der Corona-Krise), this article examines how dependent employees experience their employer’s handling of the pandemic in terms of labour policy (Arbeitspolitik). Levels of satisfaction with the employers’ handling of the corona crisis indicate striking class inequalities: It is lowest among service workers and production workers – those classes that, among wage earners, suffer most from the negative consequences of Covid-19. However, the less positive assessment of employers’ handling of the pandemic is not – as regression analysis shows – due to production and service workers being more affected by health risks or economic burdens. Rather, inequalities in perceptions of employers’ labour policies are responsible. Regardless of class, evaluations of corona-related labour policies are the most important determinant of workers’ satisfaction with employer actions in the pandemic. The lower level of satisfaction with employers during the pandemic is grounded in the fact that service and production workers are less likely to feel well informed by their employer, more likely to experience a participation deficit, less likely to perceive the distribution of risks and burdens within the company as fair and more likely to feel inadequately protected from the virus at their workplace.