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Cover der Zeitschrift WSI-Mitteilungen

Andresen, Knud / Gruber, Svea / Horstmann, Anna : Der Streik für die 35-Stunden-Woche. Aushandlungsprozesse und gewerkschaftliche Strategiefindung

Ausgabe 01/2025

DOI: 10.5771 /0342-300X-2025-1-6

Seiten 6–13

Zusammenfassung

Der Streik für die 35-Stunden-Woche im Jahr 1984 ist ein Meilenstein in der Geschichte der gewerkschaftlichen Arbeitszeitkämpfe. Das liegt zum einen daran, dass es sich um eine mit besonderer Härte geführte Auseinandersetzung handelte, die zudem langfristige tarifpolitische und arbeitsrechtliche Folgen hatte. Zum anderen war die Tarifrunde 1984 aber auch maßgeblich für gewerkschaftliche Strategiefindungsprozesse in der Tarifpolitik. Dass Arbeitszeit verkürzt werden müsse, stand dabei weniger zur Debatte als die Frage, welche Form dafür am geeignetsten sei. In der Strategiefindung spielten neben ökonomischen Gegebenheiten und tarifpolitischen Kräfteverhältnissen vor allem auch veränderte gesellschaftliche Vorstellungen von Zeitregimen eine entscheidende Rolle. Die stufenweise Arbeitszeitverkürzung hin zur 35-Stunden-Woche in der Druck- und Metallindustrie war schließlich an Zugeständnisse zu Flexibilisierungsbestrebungen der Arbeitgeber*innen geknüpft und trug langfristig zu einer Verbetrieblichung der Arbeitszeitpolitik bei. Ebenfalls wurden ab 1984 Vorruhestandsregelungen eingeführt, die später aber wieder abgeschafft wurden.

Schlagworte: Arbeitszeit, Streik, Tarifpolitik, Gewerkschaftsstrategie, Arbeitsrecht

Abstract

The 1984 strike for the 35-hour week is a milestone in the history of German trade union working time struggles. On the one hand, this is due to the fierceness of the struggle and its long-term consequences in terms of labour law. On the other hand, it was also decisive for trade union strategy development processes. The reduction of working hours was less a matter of debate than the question which form it should take. In addition to economic realities and the balance of power in collective bargaining, changing social perceptions of time regimes also played a decisive role in strategy development. A gradual reduction in working hours towards a 35-hour week was achieved in the printing and metal industries, but this was linked to concessions to the employers’ efforts to make working hours more flexible and led to a decentralisation of working time policy in the long term. Early retirement schemes were also introduced from 1984 but were later repealed.

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