Quelle: HBS
WSI-MitteilungenVogiatzoglou, Markos : Die griechische Gewerkschaftsbewegung: Protest- und Sozialbewegungen im Kontext der Austeritätspolitik
WSI-Mitteilungen 5/2014, Seiten 361–368
Bereits vor der Finanzkrise 2008 war das griechische Gewerkschaftssystem von geringer Mitgliederdichte und spärlichen Verbindungen zu anderen gesellschaftlichen Akteuren gekennzeichnet. An der erfolglosen Gewerkschaftsreaktion auf die Griechenland aufgezwungene Austeritätspolitik von 2010 bis 2013 wird die mangelnde Schlagkraft der institutionellen Arbeitnehmerorganisationen deutlich. Der Beitrag vermittelt einen Einblick in die Veränderungsprozesse, die sich in dieser äußerst schwierigen Situation in der Arbeiterbewegung abspielen. Dabei liegt der Fokus auf drei Aspekten:
Erstens, auf der Unfähigkeit der etablierten Gewerkschaftseliten, Veränderungen ihrer Strukturen anzugehen, welche die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften nach dem Ende des tripartistischen Aushandlungsrahmens der Vorkrisenjahre stärken würden.
Zweitens, auf den Anstrengungen der gewerkschaftlichen Basis, an die allgemeine Protestbewegung gegen die Austeritätspolitik anzuknüpfen und deren Agenda um arbeitsbezogene Forderungen zu ergänzen.
Drittens, auf Mischexperimenten, die Beschäftigte, Arbeitslose und andere Akteure auf lokaler Ebene zusammenführen, um Solidaritätsnetze für die notleidende Bevölkerung aufzubauen.
Abstracts
Even before the 2008 crisis, the Greek trade union system was already characterized by low density and weak links to other societal actors. The unsuccessful union response to the austerity policies imposed on Greece reflected the extent of the weakness of the institutional labour organisations. This article provides some insights into the changes the workers’ movement has been undergoing in this challenging environment. The focus is on three levels of analysis: First, the inability of the established union elites to propose structural reforms for the unions, which would have strengthened their negotiating capacity in a post-tripartit setting. Second, the rank-and-file efforts to connect with the anti-austerity mobilisation and introduce labour-related claims in the movements’ agenda. And finally, hybrid experiments developed at the local level, aimed at building up solidarity structures for the suffering population.