Carls, Kristin / Gehrken, Hinrich / Kuhlmann, Martin / Splett, Barbara / Thamm, Lukas : Digitalisierung aus Beschäftigtensicht. Fehlende Mitgestaltung, belastender Zusatzaufwand, mangelnde Wertschätzung
DOI: 10.5771/0342-300X-2023-2-83
Seiten 83-92
Zusammenfassung
Auf Basis von qualitativen und quantitativen Daten aus vergleichenden Fallstudien werden Beschäftigtenwahrnehmungen von betrieblichen Digitalisierungsprozessen im Hinblick auf Arbeits- und Gesundheitswirkungen analysiert und Ansatzpunkte für eine gesundheitsförderliche Gestaltung von Digitalisierungsprozessen formuliert. Folgende Befunde stehen dabei im Mittelpunkt: Digitalisierung produziert nicht vorrangig neue, sondern verschärft vor allem bestehende körperliche, umgebungs- und leistungsbezogene Belastungen. Grund hierfür sind in erster Linie betriebliche Gestaltungsdefizite in Form fehlender Mitgestaltungsmöglichkeiten der Beschäftigten und eines nicht ausreichend an den Arbeitsprozess angepassten Technikeinsatzes. Diese Konstellation ist nicht nur für das Wohlbefinden der Beschäftigten belastend ; sie führt außerdem zu Missachtungserfahrungen bezogen auf subjektive Anerkennungs- und Gestaltungsansprüche. Für eine gesundheitsförderlichere Gestaltung von Digitalisierungsprozessen ist es somit zentral, dass institutionalisierte Organisationsformen für Technikmitgestaltung geschaffen und so ein unmittelbarer Arbeitsbezug von Gestaltungsprozessen hergestellt werden.
Abstract
Referring to qualitative and quantitative data from comparative case studies, the article analyses employees’ perceptions of digitalisation within companies, particularly with regard to work and health-related effects. On this basis, starting points for a health-enhancing design of digitalisation are outlined. Central findings are the following: first of all, digitalisation does not produce new, but rather reinforces existing physical, environmental and performance-related strains. This is mainly due to shortcomings in how companies shape the design of digitalisation processes, namely the lack of opportunities for employees to participate, as well as insufficient adaptation of existing technologies to work processes. Besides the increase in workloads, these deficits lead to subjective perceptions of lack of regard in terms of recognition and participation. Perceptions that are important for work-related well-being. In order to achieve a more health-promoting design of digitalisation processes it is thus central to create institutionalised organisational forms for participation and to base technological choices on work-process related needs and knowledge.