Quelle: HBS
WSI-MitteilungenSchroeder, Wolfgang / Deppe, Rainer : Doppelte Transformation und Gewerkschaften in Polen, Ungarn und Ostdeutschland
Vor dem Hintergrund post-stalinistischer Reformen lassen sich unter gewerkschaftspolitischen Gesichtspunkten drei Varianten des demokratischen Umbruchs in Ungarn, Polen und Ostdeutschland identifizieren. Die dort entstandenen Gewerkschaftstypen und Gewerkschaftssysteme unterscheiden sich ebenso voneinander wie die konfliktreiche, im Zeitverlauf wechselnde Art der Einbindung der Gewerkschaften in den Transformationskurs der jeweiligen Regierungen. Zwar hat sich in keinem der drei Länder die in pessimistischen Szenarien vorhergesagte Unvereinbarkeit von politischer Demokratie und sozial kostspieliger ökonomischer Reformlogik bewahrheitet. Doch am Ende der doppelten Transformation zeichnet sich überall, wenngleich in unterschiedlichem Ausmaß, eine ausgeprägte Dezentralisierung der Industriellen Beziehungen und eine deutliche organisatorische und tarifpolitische Schwächung der Gewerkschaften im Rahmen der neu entstandenen kapitalistischen Strukturen ab.