Quelle: WSI
WSI-MitteilungenSachweh, Patrick / Eicher, Debora : Einstellungen zur Vermögenssteuer in Deutschland. Eine Vignettenanalyse anhand aktueller Umfragedaten
WSI-Mitteilungen 5/2018, Seiten 370–381
Zusammenfassung
Angesichts steigender materieller Ungleichheiten in Deutschland wird in der öffentlichen und politischen Debatte die Wiedererhebung der Vermögensteuer gefordert, deren Erhebung seit 1997 ausgesetzt ist. Dieser Beitrag untersucht anhand eines Vignettendesigns und aktueller Umfragedaten, von welchen Merkmalen der Vermögenden die Zustimmung zur Vermögensteuer abhängt und wie sich verschiedene Bevölkerungsgruppen hierbei unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere jene Eigenschaften der Vermögenden, die auf leistungsbasierten Vermögenserwerb hinweisen, die Zustimmung zur Vermögensteuer verringern, während nicht-meritokratische Faktoren die Zustimmung erhöhen. Dies ist insbesondere für Befragte aus unteren und mittleren Einkommenslagen der Fall. Obere Einkommensgruppen lehnen eine Vermögensteuer insbesondere dann ab, wenn Vermögende aus bereits wohlhabenden Verhältnissen stammen. Insgesamt unterstreichen die Befunde die Bedeutung von Leistung für die Legitimation von Reichtum und seiner Besteuerung.
Abstract
In the face of rising economic inequality in Germany, a reintroduction of the wealth tax – which was abandoned in 1997 – has become a demand in public and political debate. Based on a vignette study embedded in a recent survey, the paper investigates the characteristics of the wealthy which shape popular support for a wealth tax and how social groups differ in their support. Its findings show that among the characteristics of the wealthy, attributes that indicate meritocratic wealth accumulation lower support for a wealth tax, while non-meritocratic factors increase support. This is especially the case for respondents from lower- and middle-income groups. Upper-income groups disagree with a wealth tax, particularly if the wealthy individuals come from a wealthy family background. All in all, the results underline the significance of merit for the legitimation of wealth and its taxation.