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WSI-Mitteilungen

Berninger, Ina / Dingeldey, Irene : Familieneinkommen als neue Normalität?

Ausgabe 03/2013

WSI-Mitteilungen 3/2013, Seiten 182-191

Zusammenfassung

Der Beitrag untersucht, ob männliche und weibliche Normalarbeitnehmer in Ost- und Westdeutschland mittels ihrer Erwerbseinkommen die Armutsgrenze überschreiten bzw. einen mittleren Lebensstandard erreichen oder auf Partnereinkommen und/oder Transfers angewiesen sind. Die Analysen werden nach Familienformen differenziert. Die Ergebnisse verdeutlichen den Fortbestand geschlechtsspezifischer und regionaler Lohnunterschiede: Einzig ein Großteil der westdeutschen Männer erwirtschaftet weiterhin einen Ernährerlohn, der das Überschreiten der Armutsgrenze im Haushaltskontext ermöglicht. Frauen und ostdeutsche Männer sind hingegen vielfach auf ein Familieneinkommen angewiesen, das sich aus zwei Erwerbseinkommen und sozialstaatlichen Transfers zusammensetzt. Ein mittlerer Lebensstandard erfordert – selbst in den Haushalten der männlichen Normalarbeitnehmer in Westdeutschland – meist ein durch mehrere Personen erwirtschaftetes bzw. durch Sozialtransfers ergänztes Familieneinkommen. Am häufigsten wird dieses Wohlstandsniveau von Paaren ohne Kinder erzielt, aber nur selten von Alleinerziehenden. Die Ergebnisse der Analyse verweisen auf bislang kaum diskutierte Aspekte bei der Verwirklichung eines egalitären Familienleitbildes. Und sie beleuchten Probleme, die bei der Setzung von Mindestlohnstandards zu berücksichtigen sind.

Abstract

The objective of this article is to examine whether male and female standard employees are able to exceed the poverty line or to reach an average standard of living in the household with their earnings or if they also have to rely on partner income and/ or transfers. The analyses are differentiated by family form. The results illustrate the persistence of gender-specific and regional wage differences: Only in west Germany do the majority of men earn a wage which is high enough to protect their families from poverty. Women and men in east Germany commonly depend on a family income, which consists of two wage incomes and social transfers, in order to keep above the poverty line. To reach an average standard of living in households with children even male employees in west Germany depend on such a family income. Childless couples are the group which achieves this prosperity level most often; single parents hardly ever do so. The results point to rarely discussed aspects with respect to the realization of an egalitarian family model as well as the setting of minimum wage standards.

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