Quelle: HBS
WSI-MitteilungenPütz, Lasse / Weckes, Marion : Geschlechtergerechtigkeit erfordert mehr! Anmerkungen zur starren Geschlechterquote für Aufsichtsräte
WSI-Mitteilungen 8/2014, Seiten 639–644
Zusammenfassung
In den Medien wird vielfach über das Für und Wider einer Frauenquote im Aufsichtsrat berichtet. Dabei konzentriert sich die Diskussion vorrangig auf Fragen zur Geschlechtergerechtigkeit. Eine differenzierte Betrachtung, welche Auswirkungen der vorliegende Referentenentwurf zu einer Geschlechterquote im Aufsichtsrat und damit auf die betriebliche Praxis hat, erfolgt kaum. Auch wird selten hinterfragt, wie praktikabel die angedachten Wahlverfahren zur Besetzung der Aufsichtsratsmandate in der Praxis sein werden. Vor diesem Hintergrund liefert der Beitrag eine Übersicht, wie viele Unternehmen überhaupt von dem geplanten Referentenentwurf erfasst sein werden und zeigt auf, welche Konsequenzen dies auf die Besetzung in den Reihen der Arbeitnehmer- bzw. Anteilseignervertreter hätte. Die juristische Bewertung des Referentenentwurfes verdeutlicht außerdem, welche Schwächen das geplante Gesetzesvorhaben mit Blick auf die betriebliche Praxis hat und welche Gefahren mit der Umsetzung des Referentenentwurfs verbunden sein können. Die Ausführungen sollen zu Versachlichung der Debatte wie auch zu dem erforderlichen Praxisbezug der Diskussion beitragen.
Abstract
There have been numerous reports in the media on the pros and cons of introducing a women’s quota for supervisory boards. The debate is concentrated primarily on issues of gender equality. A more differentiated look at what the consequences would be of the draft bill on a women’s quota in supervisory boards which is now on the table, including its effect on company practices, is largely missing. It is also rarely reported how practicable the envisaged election procedure would be for the allocation of supervisory board seats. Against this background this contribution provides an overview of how many companies will be affected by the planned draft bill and indicates its consequences for the composition of the supervisory board among employee and shareholder representatives. In a legal evaluation of the draft bill its weaknesses in relation to company practice are pointed out, as well as the dangers that might attend its implementation. The comments on and detailed description of important modifications to the draft bill are intended to promote objectivity and to draw companies’ attention to the ongoing debate.