Quelle: HBS
WSI-MitteilungenProtsch, Paula : Höhere Anforderungen in der beruflichen Erstausbildung?
WSI-Mitteilungen 1/2013, Seiten 15-22
Zusammenfassung
Gestiegene Anforderungen in der Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt werden häufig als Begründung für den eingeschränkten Zugang von Hauptschülerinnen und Hauptschülern zum Ausbildungsmarkt angeführt. Ob das Erlernen eines Ausbildungsberufs heute tatsächlich schwieriger ist als früher, ist jedoch nicht bekannt. Dieser Beitrag liefert erste empirische Anhaltspunkte. Mittels einer historisch-vergleichenden, qualitativen Inhaltsanalyse bundesweit gültiger Ausbildungsordnungen für die Ausbildung im dualen System wird gefragt, ob das Anforderungsniveau in relevanten Berufen komplexer geworden ist. Für einige Ausbildungsberufe sind zwar deutliche Wandlungsprozesse nachzuvollziehen, ein allgemeiner Trend ist jedoch nicht feststellbar. Hervorzuheben ist zudem, dass ein komplexeres Anforderungsniveau nicht bedeuten muss, dass Hauptschülerinnen und Hauptschüler keinen Ausbildungsplatz in entsprechenden Berufssegmenten finden. Gleichermaßen lassen sich dauerhaft angehobene schulische Zugangsvoraussetzungen für attraktivere Berufssegmente nicht universell über gestiegene Anforderungen erklären.
Abstract
It is often held that increasing skills requirements in vocational education and the demands of the labour market are causing restricted access to vocational training for school-leavers with a lower secondary school certificate. Yet, we do not actually know whether it has become more demanding to pursue an apprenticeship. This contribution offers initial empirical evidence to this problem by applying a historical-comparative, including a qualitative content analysis, of the federal training regulations for selected occupations within the dual system. For some occupations significant changes over time can be observed, although the results do not indicate a general trend. Furthermore, an increasing complexity of occupational demands does not necessarily imply that school-leavers with a lower secondary school certificate do not have access to the respective segments of the vocational training market. At the same time, the analysis shows that a permanent upgrading of entry requirements in more attractive occupational segments is not always accompanied by an actual increase in skills requirements.