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WSI-Mitteilungen

Brussig, Martin : In die Rente wider Willen?

Ausgabe 06/2015

WSI-Mitteilungen 6/2015, Seiten 407–416

Zusammenfassung

Ältere ALG-II-Beziehende sind verpflichtet, eine Altersrente auch dann zu beantragen, wenn sie nur vorzeitig, d.h. mit Abschlägen, in Anspruch genommen werden kann. Unter anderem wegen der Fremdbestimmung der ALG-II-Beziehenden durch die Jobcenter und wegen der Fehlanreize für die Jobcenter, die sich aus dieser Regelung ergeben, steht die Pflicht zur vorzeitigen Inanspruchnahme einer Altersrente in der Kritik. Dieser Beitrag untersucht die Auswirkungen dieser Regelung für den Zugang in Altersrente von ALG-II-Beziehenden. Grundlage sind Daten der Gesetzlichen Rentenversicherung zum Rentenzugang. Obwohl diese Daten wichtige Informationen über die Absichten des Renteneintritts, den erstmaligen Zeitpunkt der Erfüllung rentenrechtlicher Voraussetzungen und der Einkommenssituation im Haushaltskontext nicht enthalten, erlauben sie doch, den Umfang des vorzeitigen Rentenzugangs und die Bestimmungsgründe dafür abzuschätzen. Die Ergebnisse stützen die Vermutung, dass sich das Rentenzugangsverhalten der ALG-II-Beziehenden nicht grundlegend ändern würde, wenn die Pflicht zur vorzeitigen Inanspruchnahme einer Altersrente abgeschafft werden würde.

Abstract

Older recipients of unemployment benefit II, a means-tested basic income for needy people of working age, have to apply for an old-age pension not at regular pension age, but at the earliest possible time, i.e. even if they qualify for an old-age pension only with deductions (early pension). This stipulation, codified in the Social Law, Book II, is criticised because of the loss of autonomy on the part of the benefit recipients who cannot determine their own social status and for the disincentives it creates for job centres. This paper analyses the consequences of this stipulation for older persons who are recipients of unemployment benefit II. The analysis is based on social insurance data from the German Pension Insurance. Although these data do not contain all relevant information, such as individual preferences about entry into pension, the timing of the fulfillment of all conditions to obtain an (early) pension, and household incomes, they allow us to estimate the numbers of those who start their pension early due to obligatory retirement. The results indicate that pension entry behavior of older recipients of unemployment benefits II would not change fundamentally, if the obligation to retire was abandoned.

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