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Cover der Zeitschrift WSI-Mitteilungen

Ayodele Classow, Marvin / Birke, Peter : Individuelle und kollektive Interessenpolitik. Der Umgang mit Arbeitszeit in der stationären Altenpflege im historischen Vergleich

Ausgabe 01/2025

DOI: 10.5771 /0342-300X-2025-1-30

Seiten 30–37

Zusammenfassung

Stationäre Altenpflege gilt als problematisch in Bezug auf schlechte Arbeitsbedingungen und daraus entstehende Fluktuation, aber auch in Bezug auf die Möglichkeiten gewerkschaftlicher Interessenvertretung. Zu erklären ist, warum es so schwer scheint, Beschäftigtenhandeln und gewerkschaftliche Organisierungsversuche produktiv für bessere Arbeits- und Pflegebedingungen miteinander zu verbinden. Dieser Beitrag diskutiert auf der Grundlage von Interviewstudien aus der Zeit um 1990 sowie aus der Gegenwart, mit welchen Strategien Beschäftigte Verbesserungen der eigenen Arbeitssituation erreichen. Aus dem explorativ angelegten Vergleich qualitativer Interviewstudien zwischen 1990 und heute ergeben sich Hinweise auf veränderte Formen einer „Arbeitszeitakrobatik“, die im Zusammenhang mit Fragen nach gewerkschaftlicher Organisierung bedeutend sind. Das Arbeitszeithandeln der Beschäftigten zielt überwiegend auf individuelle Verbesserung der eigenen Arbeitssituation und durchkreuzt kollektive, gewerkschaftliche Organisierungsversuche. Die Herausforderung einer noch zu findenden anderen gewerkschaftlichen Alltagspolitik wird im Feld der stationären Altenpflegearbeit ersichtlich.

Schlagworte: Arbeitszeit, Arbeitsbelastungen, Work Life Balance/Vereinbarkeit, Gewerkschaftspolitik, Pflege

Abstract

Stationary care for the elderly is considered to be problematic not only in terms of poor working conditions and the resulting turnover, but also with regard to possibilities for union representation. But why does it seem so difficult to productively combine employee actions and the organising efforts of unions for the purpose of better working and care conditions? Based on interviews from around 1990 and the present, this article discusses what strategies allow employees to improve their own work situations. The exploratory comparison of qualitative interviews from 1990 and today hints at changed forms of “working time acrobatics”, which are significant in terms of union organisation. Employees’ handling of working hours mainly aims at individual improvements in their own work situations and undermines the efforts of unions to organise them collectively. The challenge of finding new, and different, union politics of tackling everyday work and life thus becomes apparent in the field of stationary care work for the elderly.

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