Quelle: HBS
WSI-MitteilungenBromberg, Tabea / Slomka, Christine : Industrieangestellte: Von der Beitrags- zur Arbeitnehmerorientierung?
WSI-Mitteilungen 6/2016, Seiten 417–425
Zusammenfassung
Die Zeiten, als Angestellte in der Industrie eine privilegierte Minderheit waren, sind vorbei. Denn erstens sind die Gruppen der Arbeiter und Angestellten in der Industrie inzwischen in etwa gleich groß und zweitens wurden die Unterscheidungen zwischen Arbeitern und Angestellten im Arbeits- und Sozialversicherungsrecht wie auch in wichtigen Tarifverträgen aufgehoben. Zudem sind die Angestellten nun auch immer häufiger von Restrukturierungen, Personalabbau, Kosteneinsparungen und den daraus resultierenden Folgen betroffen. Der Beitrag geht auf Basis einer empirischen Studie der Frage nach, ob und wie sich diese Entwicklungen auf die Interessenlagen der Angestellten auswirken. In soziologischer Perspektive fragen wir, ob die Industrieangestellten trotz der gewandelten Arbeitsbedingungen ihre primär auf das Unternehmenswohl und den Unternehmenserfolg bezogene „Beitragsorientierung“ beibehalten, oder ob sie zunehmend eine „Arbeitnehmerorientierung“ entwickeln. Zudem untersuchen wir, inwieweit Betriebsräte die Angestellten mit Hilfe von Initiativen, die auf diese Zielgruppe ausgerichtet sind, erreichen und ob sie Veränderungen im individuell geprägten Interessenhandeln der Angestellten bewirken können.
Abstract
The times when white-collar workers in German industry were a privileged minority are over. First, this is due to the fact that the groups of white and blue-collar workers in industry have now become equally large. Second, the distinction between white and blue-collar workers in social insurance and labour law and in important collective agreements has been removed. Furthermore, white-collar workers have increasingly become subject to restructuring, staff and cost cutting and the subsequent consequences. Therefore, the article examines the question of how these developments affect the interests of white-collar workers. In a sociological perspective we ask if white-collar workers maintain their traditional “focus on contribution” despite changing working conditions or if they develop a “new worker identity”. In addition to that we examine to what extent works councils can reach white-collar workers with the help of initiatives tailored to the needs and interests of this group.