zurück
WSI-Mitteilungen

Aiginger, Karl : Industriepolitik als Motor einer Qualitätsstrategie mit gesellschaftlicher Perspektive

Ausgabe 07/2015

WSI-Mitteilungen 7/2015, Seiten 507–515

Zusammenfassung

Der Entwicklung des industriellen Sektors wird wieder steigende Bedeutung zugemessen. Das ist eine Reaktion auf die schrumpfenden Weltmarktanteile der Industrieländer und den Aufstieg Chinas zur größten Industrienation, aber auch auf die langsamere Erholung der Länder mit niedrigem Industrieanteil und hohem Leistungsbilanzdefizit nach der Krise. Es gibt allerdings auch den Konsens, dass Industriepolitik grundsätzlich anders gestaltet werden muss als bisher. Die „neue Industriepolitik“ wird in drei Schritten entwickelt: erstens darf sie keine isolierte Politiksparte sein, sondern sie muss systemisch sein und z. B. eng mit Innovationspolitik zusammenarbeiten. Zweitens muss sie die Begrenzung des Wissens der Träger der Industriepolitik zur Kenntnis nehmen und deswegen als Entdeckungsprozess verstanden werden. Und drittens, den Erkenntnissen des Projektes WWWforEurope folgend, muss sie gesellschaftliche Ziele etwa im Sinne der Beyond-GDP-Indikatoren berücksichtigen. Das erfordert besonders für Länder mit hohem Pro-Kopf-Einkommen eine anspruchsvolle Strategie, die wir „high-road competitiveness“ oder Qualitätsstrategie nennen. Industriepolitik darf nicht dazu missbraucht werden, einen Niedriglohnsektor zu zementieren und anspruchsvolle ökologische Standards zu bekämpfen. Eine „Low-Road-Strategie" wäre auch gegen die längerfristigen unternehmerischen Interessen.

Abstract

We are experiencing a renewed interest in manufacturing and industrial policy. This is a response to the shrinking world market shares of industrialized countries and China's emergence as the largest industrial nation, as well as to the slower recovery of countries with a low share of industry and a high current account deficit in the wake of the crisis. At the same time, there is a consensus that industrial policy must be designed in a fundamentally different way than it has been up to now. There are three stages to the development of the ‘new industrial policy’: First, it must not be an isolated policy division, but rather systemic – e.g. it must cooperate closely with innovation and education policy. Second, it must take into account the knowledge limitations of the policy agents and industrial policy must be understood as a discovery process. Third, following the findings of the WWWforEurope (Welfare, Wealth and Work for Europe) project, it must take into account societal goals in the sense of ‘Beyond GDP’ indicators. This requires an ambitious strategy, particularly for countries with high per capita income. We call this strategy ‘high road competitiveness’ or ‘quality strategy’. Industrial policy must not be misused in order to cement a low-wage sector and resist strict environmental standards. A ‘low road strategy’ would also be inconsistent with long-term business interests.

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen