Quelle: HBS
WSI-MitteilungenAhuja, Ravi : Informalisierung und Arbeitskämpfe in Indien. Eine zeithistorische Perspektive auf die Gegenwart
WSI-Mitteilungen 5/2014, Seiten 353–360
Der Artikel hat, vor dem Hintergrund der Entwicklung industrieller Arbeitsverhältnisse und Beziehungen in Indien, die Ergründung des Zusammenhangs von Informalisierung und dem Wandel der Arbeitskampfformen zum Gegenstand. Dabei stehen exemplarisch zwei Teilindustrien im Fokus: Die Fahrzeugindustrie steht für die innere Front der Informalisierung (d. h. Informalisierung innerhalb des formellen Sektors), die Powerloom-Industrie für die äußere Front der Informalisierung (d. h. Dezentralisierung zuvor formell regulierter Industrien). Der Beitrag argumentiert, dass Informalisierung in Indien die Wirksamkeit rechtsförmig regulierter Arbeitskämpfe reduziert, die Bedeutung des heute nachlassend umgesetzten Arbeitsrechts für die Vorstellungen abhängig Beschäftigter von „sozialer Gerechtigkeit“ jedoch nicht untergraben hat. Zudem werden rechtlich normierte industrielle Konflikte in der Tendenz von scheinbar „primitiven“, „archaischen“ Arbeitskampfformen verdrängt. Die damit einhergehende Brutalisierung und relative Unorganisiertheit erklären sich jedoch im Kontext zeitgenössischer „Globalisierungsprozesse“.
Abstract
After sketching out briefly the development of industrial labour and industrial relations in India, this essay examines the impact of processes of informalisation on forms of industrial dispute. Examples are drawn, in particular, from two industries, i.e. the automotive industry and the “power loom” textile sector. For while the first represents, as it were, the “inner front” of informalisation (i. e. informalisation within the “formal sector”), the second stands for the “outer front” of informalisation (i. e. the decentralisation of industries that were regulated “formally” before). The essay argues that:
(1) informalisation has reduced the efficacy of industrial disputes that follow the laid down legal procedures.
(2) labour law, despite its growing non-implementation, continues to provide the elements of ideas of social justice among workers.
(3) legally regulated forms of industrial conflict are being overshadowed, at least partly, by seemingly “primitive”, “archaic” forms of labour struggles. Their brutalisation and relatively unorganised appearance can, however, be explained against the background of contemporary processes of “globalisation”.