Falkenhain, Mariella / Hirseland, Andreas : Nachhaltige Arbeitsmarktintegration und mehr soziale Teilhabe durch das neue Bürgergeld?
DOI: 10.5771/0342-300X-2022-6-474
Seiten 474-478
Seit ihrer Einführung vor 17 Jahren wird die „Grundsicherung für Arbeitsuchende“, bekannt als Hartz IV, von einer normativen Diskussion über die richtige Balance zwischen „Fördern“ und „Fordern“ begleitet. Die neue Bundesregierung möchte nun das Grundsicherungssystem mit dem sogenannten Bürgergeld erneuern. Dieser Beitrag diskutiert das im Koalitionsvertrag skizzierte Reformvorhaben im Lichte zentraler Erkenntnisse der internationalen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikforschung. Dabei wird zunächst die geplante Schwerpunktverschiebung von (schneller) Vermittlung in Arbeit hin zu einer stärkeren Ausrichtung auf nachhaltige Arbeitsmarktintegration über den Weg der Qualifizierung in den Blick genommen. Nach einer Diskussion der avisierten Neuausrichtung der Beratungsprozesse im Jobcenter werden abschließend mögliche Wege, Chancen und Voraussetzungen der angekündigten Förderung gesellschaftlicher Teilhabe von Leistungsbeziehenden reflektiert.
Abstract
Since its introduction 17 years ago, Germany’s basic income support scheme known as Hartz IV has been accompanied by a normative discussion about the right balance between its core principles of enabling (Fördern) and demanding (Fordern). The new federal government plans to renew the basic security system with the introduction of the so-called citizens’ allowance. This article discusses the reform project outlined in the coalition agreement in the light of central findings from the fields of international labour market and social policy research. The article initially examines the planned shift in focus from work-first to a stronger orientation towards sustainable labour market integration via the path of qualification. Following a discussion on the envisaged reorientation of the counselling processes in German job centres, the authors reflect upon possible ways and prerequisites of advancing the social inclusion of benefit recipients.