Quelle: HBS
WSI-MitteilungenSchrape, Jan-Felix : Open-Source-Projekte: vom Nischenphänomen zum integralen Bestandteil der Softwareindustrie
WSI-Mitteilungen 8/2016, Seiten 603–612
Zusammenfassung
Der Artikel entfaltet einen systematisierenden Überblick über Open-Source-Communitys und ihre sozioökonomischen Kontexte. Nach einer historischen Rekonstruktion zur Ausdifferenzierung quelloffener Entwicklungsvorhaben und ihren Relationen zu etablierten IT-Unternehmen werden vier Varianten derzeitiger Open-Source-Gemeinschaften voneinander abgegrenzt – von korporativ geführten Kollaborationsprojekten und elitezentrierten Projektgemeinschaften über heterarchisch angelegte Infrastrukturvorhaben bis hin zu egalitär ausgerichteten Entwicklergruppen. Dabei zeigt sich, dass die quelloffene Softwareentwicklung in den letzten 15 Jahren zu einer allgemeinen Branchenmethode und einem Baustein der Innovationsstrategien aller großen Technologiekonzerne avanciert ist, aber ihre Formatierung als Gegenentwurf zur proprietären Herstellung weitgehend verloren hat. Als Ankerpunkt für Hoffnungen auf eine insgesamt offenere, dezentraler und demokratischer strukturierte Arbeitswelt eignen sich die meisten Open-Source-Projekte heute nicht mehr.
Abstract
Based on a review and evaluation of market data, literature, documents and press releases, this article aims to provide a systematic overview of open-source communities and their socio-economic contexts. The investigations highlight the extent to which free and open-source software development projects today are dependent on the involvement of commercial companies. Over the past fifteen years open-source projects have become deeply entrenched in the information technology sector; they have been stripped of their subversive connotations and have become part of the innovation strategies of all established software providers.