Quelle: WSI
WSI-MitteilungenBirke, Peter / Bluhm, Felix : Der Skandal und die Folgen. Perspektiven der Abschaffung von Werkverträgen und Leiharbeit in der Fleischindustrie
Seiten 501-507
DOI: 10.5771/0342-300X-2020-6-501
Zusammenfassung
Infolge der massiven Verbreitung von Covid-19-Infektionen in der Fleischindustrie sind die miserablen Arbeits- und Wohnbedingungen der fast ausschließlich migrantischen Arbeiter*innen in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit gerückt. Die im öffentlichen Diskurs geäußerten Hoffnungen auf eine grundlegende Verbesserung der Situation richten sich bislang fast ausschließlich auf eine Verstärkung der staatlichen Regulierungsbemühungen, namentlich in Form der Abschaffung von Werkverträgen und Leiharbeit. Der Beitrag stellt diese Perspektive in Frage, indem er auf das komplexe Terrain der Informalisierung und Prekarisierung verweist, auf dem die Unternehmen der Fleischindustrie agieren. Im Kontrast zur dominierenden Darstellung der Beschäftigten als passive Opfer stellt der Text die Formen der Gegenwehr und Interessenwahrnehmung heraus, die sich bereits in den vergangenen Jahren beobachten ließen. Daran anknüpfend richtet er den Blick darauf, welche Perspektiven sich aus den gegenwärtigen Auseinandersetzungen für die Beschäftigten und gewerkschaftliche Politik ergeben.
Abstract
As a result of the massive spread of Covid-19 infections in the German meatpacking industry, the abysmal working and living conditions of the almost exclusively migrant workers have been brought into the spotlight of media attention. While public discourse centres its hopes on state interventions, namely in the form of abolishing subcontracting, this article calls such perspectives into question by pointing to the complex terrain of informalisation and precarisation on which the meatpacking companies operate. In contrast to the dominant description of employees as passive victims, the text highlights different forms of labour unrest that have become visible in recent years. Based on this, it discusses which perspectives for workers and trade union politics are opened up by current disputes.