Quelle: WSI
WSI-MitteilungenAnner, Mark : Preisdruck in globalen Wertschöpfungsketten und seine Auswirkungen auf Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz
DOI: 10.5771/0342-300X-2021-1-28
Seiten 28-36
Zusammenfassung
Machtungleichgewichte in den globalen Wertschöpfungsketten (GWK) werden mit Niedriglöhnen, langen Arbeitszeiten und Verletzungen der Koalitionsfreiheit in Verbindung gebracht. Weniger gut ist untersucht, wie sich die Machtungleichgewichte in den GWK auf die Arbeitsintensität sowie auf Gewalt und Belästigungen am Arbeitsplatz auswirken. Dieser Beitrag versucht diese Lücke durch Umfragen in der indischen Textilexportindustrie zu schließen. Den Befunden zufolge berichten 64 % der Arbeiter*innen, sie hätten bereits verbale Übergriffe erlebt, in den meisten Fällen, weil sie vom Management aufgezwungene Produktionsziele nicht erfüllt hatten. Lösungsansätze für solche Probleme setzen eine Ratifikation der ILO-Konvention 190 und Veränderungen der länderspezifischen Vorschriften voraus. Außerdem müssen die Unternehmen an der Spitze der GWK ihre Einkaufspraktiken ändern, wenn diese zur Gewalt am Arbeitsplatz beitragen, und sich in ihren Wertschöpfungsketten auf bindende Abkommen einlassen, durch die Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz verhindert werden, wie es an dem neuen Abkommen aus Lesotho deutlich wird.
Abstract
Power asymmetries in Global Value Chains (GVCs) have been associated with low wages, long hours of work, and violations of freedom of association rights. Less studied has been the impact of GVC power asymmetries on work intensity and violence and harassment at work. This article seeks to fill that gap through original survey research on the Indian garment export industry. It finds that 64 per cent of workers report that they experienced verbal abuse, most often for not meeting a management-imposed production target. Addressing these issues requires ratification of ILO Convention 190 and changes to domestic regulation. And it requires that enterprises at the top of GVCs change purchasing practice that contribute to violence at work and their acceptance of binding agreements in their value chains to end violence and harassment at work, in accordance with the recent agreement on the textile and clothing industry in Lesotho.