Quelle: HBS
WSI-MitteilungenSeidel, Romy / Corsten, Michael : Re-Aktiviert Bürgerschaftliches Engagement?
Bürgerschaftliches Engagement zählt zu den Themen der derzeitigen Aktivierungsrhetorik. Mit ihm verbinden sich weitreichende Hoffnungen: dass über soziales Engagement nicht nur die Teilhabe am politischen Leben der Gesellschaft gesteigert werden könne, sondern auch Aktivierungsimpulse auf den Arbeitsmarkt überspringen würden. Die einschlägige Forschung zum Bürgerschaftlichen Engagement hingegen behauptet, dass die Chancen, arbeitslose Personen über Bürgerschaftlichen Engagement für die Gesellschaft zu re-aktivieren, eher gering sind. Diesen Befunden setzen wir eine eigene Untersuchung entgegen, die an Beispielen von ostdeutschen Engagierten zeigt, dass Bürgerschaftliches Engagement gesamtbiografisch zur Überbrückung von Diskontinuitäten im Erwerbsverlauf dienen kann, vor allem bei Personen, die bereits frühzeitig in ihrer Biografie Engagement-Erfahrungen gemacht und darüber soziale Netzwerke in ihrem lokalen Umfeld aufgebaut haben. Die Potenziale des Bürgerschaftlichen Engagements kommen also denjenigen zugute, die bereits über soziale, kulturelle und/oder ökonomische Ressourcen verfügen. In diesem Sinn verstärkt der Diskurs um Bürgerschaftliches Engagement die neue soziale Ungleichheitslinie zwischen "aktiven" und "inaktiven" Subjekten.