Quelle: WSI
WSI-MitteilungenKohlrausch, Bettina : Welche Rechte braucht der „arbeitende Souverän“? Ideen für eine Weiterentwicklung industrieller Staatsbürgerrechte
DOI: 10.5771/0342-300X-2022-4-296
Seiten 296-303
Zusammenfassung
Industrielle Staatsbürgerrechte sind jene Rechte, die unmittelbar mit dem Status als Erwerbsperson verbunden sind. Sie sichern materielle und demokratische Teilhabe, schaffen sozialen Zusammenhalt, garantieren soziale Anerkennung und strukturieren die Vergesellschaftung von Individuen. Dieser Beitrag analysiert die Rolle von industriellen Staatsbürgerrechten für Prozesse gesellschaftlicher Integration und zeigt, dass Erwerbsarbeit nicht nur materielle, sondern auch soziale und demokratische Teilhabe ermöglichen kann und dass diese vier Aspekte erst im Zusammenspiel tatsächliche soziale Integration gewährleisten. Die Betonung des Zusammenspiels aller Aspekte ist zentral, weil sie verdeutlicht, dass demokratische Teilhabe im Erwerbskontext nicht unabhängig von anderen Formen der Teilhabe gedacht werden kann. Es geht darum, dass demokratische Partizipation gesellschaftliche Integration voraussetzt. Ausgehend von diesen Überlegungen diskutiert die Autorin Grenzen des Konzeptes und Eckpunkte für eine mögliche Weiterentwicklung, u. a. im Hinblick auf die fehlende Einbeziehung von unbezahlter Sorgearbeit und die bisherige ausschließlich auf nationale Kontexte fokussierte und damit zu eng gefasste Rahmung industrieller Staatsbürgerrechte.
Abstract
Industrial citizenship rights are those rights that are directly linked to the status a working person has. They ensure material and democratic participation, create social cohesion, guarantee social recognition and structure the socialisation of individuals. This article analyses the role of industrial citizenship rights for processes of social integration and shows that gainful employment can enable not only material but also social and democratic participation, and that these four aspects only guarantee actual social integration when they interact. The emphasis on the interplay of all aspects is central because it makes clear that democratic participation in the context of gainful employment cannot be thought of independently of other forms of participation. The point is that democratic participation presupposes social integration. Based on these considerations, the article discusses limits of the concept and cornerstones for a possible further development, among other things, with regard to the lack of inclusion of unpaid care work and to date the exclusive focus on the national context and therewith the too narrow framework for industrial citizenship.