Quelle: WSI
WSI-MitteilungenKronauer, Martin : Rechtstendenzen in der Arbeiterschaft und die Notwendigkeit der sozialen Transformation
WSI-Mitteilungen 3/2019, Seiten 193-201
Zusammenfassung
Der Beitrag erörtert zwei Erklärungen, die für die Unterstützung rechter (fremdenfeindlicher und nationalistischer) Parteien und Bewegungen in Teilen der Arbeiterschaft einiger Länder Europas und der USA angeboten werden, und fragt, welche politischen Konsequenzen sich aus ihnen mit Blick auf notwendige gesellschaftliche Veränderungen ergeben. Die erste Erklärung verweist auf die „imperiale Lebensweise“ auf Kosten des globalen Südens, in die auch die Arbeiterklassen der hoch entwickelten kapitalistischen Länder verstrickt seien und die sich in der Abwehr von Migranten und Flüchtlingen zeige. Die zweite Erklärung verweist auf die symbolische und politische „Marginalisierung der Arbeiterklasse“ v. a. seit den 1970er Jahren. Demnach unterstützen Arbeiter die nationalistische Rechte, um ihre aus der Öffentlichkeit verdrängten Interessen zur Geltung zu bringen. Der Beitrag diskutiert im Lichte beider Argumentationslinien, ob und wie sich neue Allianzen für eine soziale Transformation bilden können, die nicht auf nationalistische Ab‑ und Ausgrenzung, sondern eine Stärkung gesellschaftlicher Gleichheit und Offenheit abzielt und damit auch das drängende Problem der ökologischen Transformation angehen könnte.
Abstract
Right-wing tendencies among workers and the need for social transformation
The article discusses two explanations for the rise of right-wing (xenophobic and nationalist) allegiances of workers in various European countries and the USA and considers the consequences of those explanations for urgently needed social transformations. The first explanation refers to the “imperial mode of living” at the expense of the global South in which the working classes are also entangled, and which is expressed in the rejection of refugees and migrants. The second explanation refers to the symbolic and political “marginalisation of the working class” particularly since the 1970s. According to this argument, workers support the nationalist right in order to bring to bear their interests that have been blocked out of the public sphere. In the light of these arguments, the article explores the question whether there might be a chance to forge new alliances that are able to promote the urgently needed social transformation in the direction of a more egalitarian and open society – far from nationalism and xenophobia – and even to address the pressing issues of global social exploitation and ecological devastation.