Quelle: HBS
WSI-MitteilungenWirth, Carsten : Reflexive Arbeitskräftewirtschaft und Mitbestimmung in der TV-Content-Produktion
In der TV-Content-Produktion erfolgt der organisierte Zugriff auf Arbeitskräfte auf andere Art und Weise als in (Groß )Betrieben des industriellen Sektors. Hier wird eine reflexive Arbeitskräftewirtschaft in (konzerngesteuerten) Projektnetzwerken praktiziert, folglich ist Arbeit in dieser Branche auch grundsätzlich anders organisiert. Relativ instabile Belegschaften, wechselnde Arbeitsorte und fehlende Personalabteilungen machen Mitbestimmung durch Betriebsräte nahezu unmöglich. Anhand der Auswahl von Arbeitskräften zeige ich exemplarisch, dass sich die Praktiken der Mitbestimmung verändern und andere Akteure für die Mitbestimmung relevant werden. Sie sind stärker von Ressourcen abhängig, die z.B. über Beziehungszusammenhänge vermittelt werden. Mitbestimmung erreicht so auch nicht die Reichweite und den Grad an Kollektivität wie in den Kernsektoren der Wirtschaft. Deshalb werden mit der Vernetzung zwischen unterschiedlichen Interessenvertretungen, Sozialversicherungsträgern, mit Praktiken eines „naming and shaming“, Sozialklauseln bei der Auftragsvergabe, der bewussten Bezugnahme auf Professionalitätsnormen, neokorporatistische Arrangements und Rechtsreformen Vorschläge unterbreitet, die die Mitbestimmung der Arbeitskräfte ausbauen könnten.
in: WSI-Mitteilungen 10/2011, Seiten 526-533