Quelle: HBS
WSI-MitteilungenWilke, Felix : Riester-Vorsorge zwischen Theorie und empirischer Evidenz: Wie hilfreich ist das Lebenszyklusmodell?
Zusammenfassung
WSI-Mitteilungen 3/2012, Seiten 189-197
Die Konzeption einer wohlfahrtsmarktlich organisierten Altersvorsorge im Zuge der Riester-Reformen basiert(e) auf der expliziten Annahme, Akteure treffen Vorsorgeentscheidungen im Sinne langfristig rational planender Akteure. In Anlehnung an die Lebenszyklushypothese zeigt der Beitrag zunächst deren theoretische Implikation auf, dass rational handelnde Individuen Sparentscheidungen derart treffen müssten, dass ihr langfristiges Konsumniveau konstant bleibt. Anschließend werden mit SAVE 2008-Daten empirische Analysen zu realen Vorsorgeentscheidungen durchgeführt. Es zeigt sich sowohl bei der Entscheidung, vorzusorgen oder nicht, als auch bei den Entscheidungen über die Höhe der Vorsorgebeträge, dass die getroffenen Entscheidungen in vielen Aspekten einem von rationalen Akteuren erwartbaren Verhalten widersprechen. Empirisch zeigt sich stattdessen ein Muster von Vorsorgeentscheidungen, nach dem vor allem dann gespart wird, wenn bereits überdurchschnittliche Einkommenserwartungen in der Zukunft bestehen. Damit werden Überlegungen zu einem empirisch gehaltvolleren Erklärungsmodell notwendig.
Abstract
The underlying concept of the welfare market for old age provision in Germany (Riester-Scheme) is explicitly based upon the assumption of a long-term rational behavior. This principle is captured by the life-cycle framework. It states that actors are trying to smooth consumption throughout life by saving and dissaving. This article tests empirically whether the hypotheses of the life-cycle framework are able to explain saving decisions for the retirement period by using SAVE 2008. The saving decision as such as well as the monetary contributions unveil a contradictory behavior compared to the theory: Especially in case of a high prospective future income the savings for retirement are high. Since the life cycle framework is not capable of explaining retirement saving decision, the article closes with reflections on theoretical and practical implications.