Quelle: HBS
WSI-MitteilungenHall, Peter A. : Spielarten des Kapitalismus und die Eurokrise
WSI-Mitteilungen 4/2015, Seiten 245–252
Zusammenfassung
Der Artikel befasst sich mit dem Einfluss unterschiedlicher Kapitalismusvarianten auf die Eurokrise. Es wird untersucht, ob diese Varianten für das Aufkommen der Krise eine Rolle gespielt haben und inwiefern sie die Reaktion der Politik bestimmen. In ihrem Ursprung lässt sich die Krise nicht von gewissen institutionellen Asymmetrien zwischen den einzelnen Volkswirtschaften trennen. Für den Zusammenschluss in einer Währungsunion geeignete, nordeuropäische Wirtschaftsordnungen mit exportorientierten Wachstumsmodellen wurden in der WWU mit südeuropäischen Volkswirtschaften zusammengeführt, deren nachfrageorientierte Konjunkturmodelle ohne die Möglichkeit von Währungsabwertungen kaum Erfolg versprechen. Der Streit über einen Ausweg aus der Krise wird überdies von den vorherrschenden wirtschaftlichen Lehrmeinungen mitbestimmt, die sich ebenfalls je nach Kapitalismusvariante unterscheiden. Der wirtschaftliche Erfolg Europas lässt sich nur durch eine erst noch zu schaffende, neue Art von Währungsunion sichern.
Abstract
This article examines the role played by varieties of capitalism in the Euro crisis, considering their role in the origins of the crisis and in the governmental response to it. The roots of the crisis are associated with institutional asymmetries between political economies. Northern European economies equipped to operate export-led growth models suitable for success within a monetary union were joined to southern economies whose demand-led growth models were difficult to operate successfully without the capacity to devalue. Conflict over how to respond to the crisis has also been conditioned by the kinds of economic doctrines popular in different varieties of capitalism. To achieve prosperity, Europe will have to create a new kind of monetary union.