Quelle: WSI
WSI-MitteilungenMayer-Ahuja, Nicole : „Transformation“ als Sachzwang? Ein Plädoyer für Arbeitspolitik und Demokratisierung
DOI: 10.5771/0342-300X-2022-2-160
Seiten 160-162
Zusammenfassung
Wie lässt sich eine Situation überwinden, in der „Transformation“ und speziell der Bedeutungsgewinn digitaler Technologien unter Beschäftigten vor allem Ohnmachtsgefühle auslösen und einer (weiteren) Entdemokratisierung der Arbeitswelt den Weg ebnen? Der Beitrag argumentiert, dass Kapitalismus und Demokratie in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen, das arbeitspolitische Offensiven erschwert, aber nicht unmöglich macht – und immer wieder dazu zwingt, demokratische Spielräume gegen die dominante Logik von Ungleichheit und Konkurrenz zu erstreiten. Damit Digitalisierung nicht in erster Linie Kontrolle, Arbeitsverdichtung und Jobverluste bewirkt, kommt es darauf an, der Vorstellung eines technologiegetriebenen Sachzwangs arbeitspolitische Konzepte und Strategien entgegenzusetzen: Um welche konkreten Anwendungen geht es vor Ort? Welche Technologien kommen überhaupt zum Einsatz – welche Akteure und Interessen stehen dahinter? Wo endet technologische Notwendigkeit und beginnt Unternehmensstrategie? Welche Alternativen gibt es, um digitale Technologien im Interesse der Arbeitenden zu nutzen?
Abstract
How can a situation be overcome in which “transformation” and especially the increased importance of digital technologies triggers a feeling of powerlessness among employees, thus paving the way for a further loss of democratisation in the world of work? In this article it is argued that there is a structural tension between capitalism and democracy which renders progressive labour policies difficult, but not impossible – and which necessitates a continuous struggle for an expansion of democratic influence in the face of the dominant logics of inequality and competition. In order that digitalisation does not result in more control, labour intensification and job loss, it is necessary to counter the notion of a technologically inevitable constraint with labour-policy concepts and strategies: What are the actual applications of digital technology on the shopfloor? Which technologies are actually put to use – and which actors and interests promote them? Where does technological necessity end and corporate strategy begin? And what alternatives can be developed in order to utilise digital technologies in the interests of the working people?