Quelle: WSI
WSI-MitteilungenAssmus, Josephine / Heindlmaier, Anita / Schmidt, Susanne K. : Trügerisches soziales Europa. Die Entsendung von Drittstaatsangehörigen in der EU
DOI: 10.5771/0342-300X-2023-6-424
Seiten 424-433
Zusammenfassung
Der europäische Integrationsprozess war immer eng mit wirtschaftlicher Liberalisierung verbunden, die meist unzureichend sozial eingebettet war. Seit den Erweiterungsrunden ab 2004 sind die Mitgliedstaaten zudem sozioökonomisch heterogener. Diese Diskrepanz zwischen sozialer und wirtschaftlicher Integration hat auch die Europäische Union (EU) erkannt und mit verschiedenen Initiativen darauf reagiert. Haben sich die Erfolgsaussichten für ein soziales Europa dadurch verbessert? Dieser Beitrag geht dieser Frage am Beispiel der Entsendung von Drittstaatsangehörigen nach. Dabei konzentrieren sich die Autoren auf den nationalen Umgang mit der Entsendung von Drittstaatsangehörigen in zwei wichtigen Entsendeländern: Polen und Slowenien. Sowohl auf administrativer als auch auf gesellschaftlicher Ebene findet zwischenstaatliche Zusammenarbeit mit Zielländern statt, um sozialen Schutz zu fördern. Allerdings sind die Regeln so komplex und die Kontrolle der Entsendung administrativ kaum zu bewältigen, sodass Ausbeutung schwer verhindert werden kann.
Abstract
The European integration process has always been closely linked to economic liberalisation, which has mostly been pursued without sufficient social integration. Moreover, with the enlargement rounds since 2004, the socio-economic heterogeneity of the member states has further increased. The European Union has recognised this discrepancy between social and economic integration and emphasised its efforts towards a social Europe with various initiatives. Is it no longer the case that the EU is biased towards economic interests? Have the chances of success for a social Europe improved? This article explores these questions using the example of the posting of third-country nationals. The authors focus on the national handling of the posting of third-country nationals in two important posting countries: Poland and Slovenia. They find that inter-state cooperation takes place at both the administrative and the societal level to foster social goals. Yet, the regulations are so complex, and the control of posting is extremely difficult to handle administratively so that exploitation can barely be curbed.