Quelle: nein
WSI-Mitteilungenvon Winter, Thomas : Starke als Fürsprecher von Schwachen? Verbände und Patienteninteressen in der Gesundheitspolitik
DOI: 10.5771/0342-300X-2022-1-45
Seiten 45-56
Zusammenfassung
Der Beitrag knüpft an die im Kontext von Analysen zur Interessenvermittlung in der Gesundheitspolitik immer wieder aufkommende Frage an, inwieweit es sich bei den Patienteninteressen um schwache Interessen handelt und welche Rolle diese Interessen in einer hochkomplexen Politikarena spielen, die durch eine Vielzahl von ressourcenstarken Akteuren geprägt ist. Die These lautet, dass die Mehrzahl der Verbände der Leistungserbringer und Finanzierungsträger im Gesundheitswesen die Interessen der Patienten in mehr oder minder starkem Maße mitvertreten. Die empirische Überprüfung dieser Thesen erfolgt durch eine Auswertung der insgesamt 38 schriftlichen Stellungnahmen von gesundheitspolitischen Interessengruppen zu der öffentlichen Anhörung im Bundestag zu dem im März 2015 verabschiedeten Versorgungsstärkungsgesetz. In einem ersten Schritt werden die Stellungnahmen daraufhin untersucht, wie sich die Verbände zu den 15 (von insgesamt 155) Einzelregelungen positionieren, die unmittelbar die Rechte der und die Leistungen für Patienten erweitern. Im zweiten Schritt wird ermittelt, mit welchen Argumenten die Verbände ihre Positionen zu den patientenbezogenen Regelungen begründen.
Abstract
The article takes up a major question which has been brought up often enough in studies on interest inter-mediation in the health policy arena. This question is about the issue whether the interests of patients are weak interests or which part these interests play in a highly complex policy arena that is dominated by a lot of resourceful actors. In the author’s opinion, the majority of the major actors in the health policy area have, in one or another way, to take into account the patients’ interests if they want to pursue their own aims credibly or successfully. To test this hypothesis, he analyses the 38 written statements submitted by interest groups to the health committee of the German Bundestag on the occasion of the public hearing on a draft bill ; health insurance supply strengthening law (Versorgungsstärkungsgesetz) in March 2015. First, it is examined how the 15 legal provisions (out of 155 legal provisions altogether) that directly establish new rights and entitlements to benefits for patients are assessed by the interest groups. Second, the arguments are identified as used by the associations to support their positions with respect to the 15 legal provisions in question.